Ungefähr 100 Kilometer nördlich von Berlin liegt der kleine Ort Rheinsberg. Vielen vor allem bekannt für das Rheinsberger Schloss, doch Frischluftenthusiasten wissen auch, dass dort eines der schönsten Paddelflüsschen im Norden Brandenburgs beginnt – der Rheinsberger Rhin. Auf ca. 18 Kilometern schlängelt er sich mit unzähligen Kurven und zumeist recht flotter Strömung in Richtung Süden, um sich dort nahe Zippelsförde mit dem Lindower Rhin zu vereinigen. Eine perfekte Tagestour!
Los geht es per Auto nach Lindow, wo wir am dortigen, leider in sehr schlechtem Zustand befindlichen Bahnhof unser Auto parken. Dort wird es brav auf unsere Rückkehr warten. Für uns geht es per Zug die letzen Kilometer nach Rheinsberg. Natürlich machen wir zuerst einen Abstecher zum schönen Schloss, dem unangefochtenen Touristenmagneten in Rheinsberg. In unmittelbarer Nähe der Parkanlage des Schlosses und etwas unscheinbar neben einer Straßenbrücke befindet sich eine gut geeignete und sogar mit einem Steg ausgestattete Einstiegsstelle inkl. Informationstafel über den Rheinsberger Rhin. Die Tafel klärt uns auch darüber auf, dass eine Befahrung des Bächleins nur in der Zeitspanne 15. Juni bis 31. Oktober erlaubt ist. Zum Glück haben wir Anfang August.
Also holen wir unsere Packrafts und Paddel aus dem Rucksack und machen uns an deren Aufbau. Die schlauchbootartigen Packrafts sind mittels Blasesack in Windeseile aufgebaut und so können wir schon nach wenigen Minuten auf die Reise gehen. Die flinke Strömung trägt uns schnell weg von der Straße, so dass wir schon bald nur noch das leise Plätschern des Wassers hören, wenn wir unsere Paddel eintauchen. Anfänglich merkt man an den links und rechts befindlichen Kleingärten noch die Nähe zu Rheinsberg, doch schon bald umgibt uns nur noch das Grün des Waldes.
Der Rheinsberger Rhin mäandert auf seinem Weg nach Süden, dass es eine wahre Freude ist. Nur an wenigen Stellen geht es mal mehr als 100 Meter geradeaus. Doch mit den wendigen Packrafts ist es kein Problem, jede noch so scharfe Kurve zu meistern. Stärker zu schaffen machen uns da eher die vielen umgefallenen Bäume, die mal mehr und mal weniger den Weg versperren. Doch wir können uns jedes Mal irgendwie durchmogeln, ohne das Boot verlassen zu müssen. Vielfach wurden die Bäume auch von Menschenhand durchgesägt, so dass sich eine Fahrtrinne ergibt. Ein Zeichen dafür, dass es sich beim Rheinsberger Rhin um einen auch kommerziell genutzten Paddelfluss handelt. Doch momentan sind weit und breit keine anderen Paddler zu sehen und so genießen wir die himmlische Ruhe.
Im weiteren Verlauf zeigt sich die Landschaft entlang des Bächleins erstaunlich abwechslungsreich. Zum einen wandelt sich der Wald mal von Laub- zu Nadel- oder Mischwald (und zurück) und zum anderen schlängelt sich der Rhin auch durch einige Sumpfgebiete oder ausgedehnte Wiesen. Doch der Wald ist nie fern, so dass wir eigentlich immer im Schatten fahren. Häufig lassen wir uns treiben und kommen doch dank der ausgeprägten Strömung gut voran. Schon bald erreichen wir daher auch den Wasserwanderrastplatz in Zechow, doch wir entscheiden uns gegen eine Pause. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke müssen wir dann aber doch die Boote verlassen. Die Straßenbrücke bei Rheinshagen zwingt den Rhin in ein kleines Betonrohr, dass unmöglich durchfahren werden kann. Doch dank unserer leichten Packrafts (ca. 3,5 kg pro Stück) ist das Umtragen ein Kinderspiel.
Da sich die Umtragestelle als logischer Rastplatz anbietet, treffen wir hier das erste Mal auch auf viele Paddler, die sich für heute ein Boot gemietet haben. Erstaunt beäugen sie unsere Packrafts und erkundigen sich mehrmals nach deren Widerstandsfähigkeit gegenüber den vielen Ästen und Bäumen im Fluss – alles kein Problem. Trotz unserer Versicherungen bleiben die meisten skeptisch, aber der Fakt, dass wir die Hälfte schon mal unfallfrei überstanden haben, sollte eigentlich Beweis genug sein. Sei es drum, wir setzen unsere Fahrt dann nach wenigen Minuten fort und treffen schon nach wenigen Metern wieder auf Baumhindernisse, die wir unproblematisch überwinden.
Doch wir treffen auch noch auf andere „Hindernisse“, denn nun haben wir eine Gruppe von Jugendlichen mit ca. sechs klassischen Zweier-Kayaks vor uns. Überholen ist nicht möglich, denn unsere Boote sind zwar deutlich wendiger, aber eben nicht sonderlich schnell. Erschwerend kommt hinzu, dass die jugendlichen Besatzungen auch größere Schwierigkeiten mit der Bootsbeherrschung haben, was bei den vielen und stark ausgeprägten Kurven des Rheinsberger Rhin eben auch zu vielen querstehenden Booten führt. Und so ergeben wir uns in unser Schicksal und lassen uns etwas zurückfallen, um nicht zu häufig gerammt zu werden.
Trotzdem können wir auch den Rest noch genießen, bevor wir letztlich am Wehr in Zippelsförde erneut gezwungen sind, unsere Boote zu verlassen und umzutragen. Diesmal sind es einige hundert Meter auf einer zum Glück wenig befahrenen Landstraße, bevor wir im Lindower Rhin wieder einsetzen. Lindow ist nun auch unser Ziel, denn dort steht ja bekanntlich unser Auto. Doch bis dahin ist es noch ein ganzes Stück Paddelweg. Und der Lindower Rhin ist deutlich größer und strömt fast gar nicht, so dass nun wirklich Muskelkraft gefragt ist. Hinzu kommt, dass größere Wasserflächen wie Seen oder breitere Flüsse nicht gerade das Paradegebiet für Packrafts sind. So merken wir schnell, dass uns auch die 18 Kilometer des Rheinsberger Rhins einiges an Kraft gekostet haben.
Doch das langsam einsetzende, stimmungsvolle Licht der Abendsonne sowie die Fahrt über Möllensee und Gudelacksee machen auch diesen Teil sehr reizvoll. Gerne nehmen wir auch den Rückenwind in Anspruch, der uns auf den Seen sanft Richtung Ziel schiebt. Doch als wir nach ca. 24 Kilometter paddeln letztlich nur einige Steinwürfe entfernt vom Auto das Wasser endgültig verlassen, sind wir dann doch nah am Ende unserer Kräfte. Schnell noch die Luft aus den Booten lassen, die Paddel zerlegen und alles im Rucksack verstauen. Und dann kann es nach Hause gehen, wo wir uns nach diesem wirklichen schönen Paddelausflug jetzt aber vor allem auf ein deftiges Abendbrot freuen.
Matthias
Ein Baumhindernis auf dem Rhin?
Das kommt mir irgendwie bekannt vor. G*
2001 war es als du mich dort auch mal fotografiert hast (kurz vor dem platsch).
Robert
Ja, seit unserem damaligen Ausflug wollte ich unbedingt mal wieder auf den wirklichen schönen Rheinsberger Rhin. Leider hat es doch eine ganze Weile gedauert, bis ich dem schönen Flüsschen mal wieder einen Besuch abgestattet habe. Du bist aber herzlich eingeladen, beim nächsten Mal wieder mit dabei zu sein! ;-)