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Durch die Nullarbor Wüste

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Von Esperance aus sollte es nun Richtung Adelaide gehen. Der direkteste (und mehr oder weniger einzige) Weg dorthin führt durch die Wüste Nullarbor. Wie der Name schon sagt, eine größtenteils baumlose Gegend. Und der Weg ist lang. Zwischen den einzig erwähnenswerten Ansiedlungen Norseman am westlichen Ende und Ceduna am östlichen Ende liegen mehr als 1100 km.

Doch es hilft ja nichts – will man nach Osten, muss man diesen Weg nehmen. Viele Reisende versuchen, diese Strecke möglichst zügig hinter sich zu bringen, da es in einer Wüste ja bekanntlich nichts zu sehen gibt. Ist dem wirklich so? Ich war skeptisch und Phil hatte mich auf zumindest einen interessanten Abstecher aufmerksam gemacht – das Eyre Bird Observatory.

Genau dies wollte ich als erstes ansteuern. Also hieß es, in Norseman noch mal richtig voll tanken und dann nach Osten abbiegen. Obwohl die Touristenbüros nach Kräften versuchen, die automobile Durchquerung der Nullarbor als großes Abenteuer zu verkaufen, ist es letztlich vor allem eine lange, lange Fahrt. Da es ca. alle 200 km eine Art Autobahnraststätte („Roadhouse“) gibt, kann man auch wirklich nicht von einer Expedition sprechen.

Etwas anderes ist das vielleicht per Fahrrad. Denn hier traf ich das erste Mal in Australien Langstreckenradler. Natürlich alles Europäer (Schweizer, Niederländer, Briten und auch Deutsche), denn kein Australier ist „verrückt“ genug, diese Strecke zu radeln. Doch alle Radler, die ich unterwegs treffe, erzählen mir dann übereinstimmend, dass sie schon anspruchsvollere Strecken (z.B. die Mongolei) hinter sich gebracht haben. Kein Wunder, denn die Straße selbst ist in einem sehr guten Zustand, so dass einzig die Wärme die Herausforderung darstellt. Und die meisten (wie übrigens auch ich) haben richtig viel Wasser dabei.

Bereits „kurz“ (ca. 200 km) hinter Norseman trifft man auf den längsten gerade Straßenabschnitt in Australien – ganze 146,6 km geht es ohne Kurve immer nur geradeaus. Auch das wird natürlich durch ein entsprechendes Schild gewürdigt und touristenfreundlich ausgeschlachtet. Aber letztlich, man ahnt es schon, ist es einfach eine lange, gerade Straße. Und ehe man sich es versieht (vor allem, wenn man ein interessantes Hörbuch hört), ist sie auch schon wieder vorbei.

Dann passiert erst mal lange Zeit gar nichts, während die doch erstaunlich baumreiche Landschaft (nicht zu verwechseln mit „Wald“) an einem vorbeizieht. Schließlich kommt man an einem dezenten Hinweisschild an, dass auf das Eyre Bird Observatory hinweist. Diese Vogelbeobachtungsstation ist eine ehemalige Telegraphenstation und wird nun von einer gemeinnützigen Organisation verwaltet. Bewohnt wird sie von wechselnden Freiwilligen. In meinem Fall waren das Narelle und Ron, mit denen ich auch eine Abholung auf halber Strecke der Stichstraße verabredet habe. Denn der zweite Teil der Strecke ist nur per Allrad befahrbar, worüber mein Auto nicht verfügt.

Und so verbringe ich einen Nachmittag und einen Vormittag in dieser ungewöhnlichen Unterkunft. Die Station liegt völlig isoliert an der Küste und ist wirklich ein Paradies für Vogelliebhaber. Unzählige Arten gehen in der Umgebung des Hauses ihrem Tagwerk nach. Doch auch die Station selbst ist alles andere als uninteressant. Viele Knochen, Muscheln, Federn und andere tierische Überreste finden sich in der umfangreichen Sammlung. Sogar ein fast vollständig erhaltenes Schildkrötenskelett ist vorhanden! Auch die Geschichte der Telegraphenstation selbst und das entbehrungsreiche Leben in ihr sind informativ aufbereitet.

Die Zeit vergeht wie im Fluge, was auch an den interessanten Unterhaltungen mit Narelle und Ron liegt. Ron nimmt mich auch auf einen seiner Strandkontrollgänge mit, wobei dieser Ausdruck nicht ganz zutreffend ist. Typisch australisch wird der Strand mit dem Allradauto natürlich abgefahren statt abgelaufen. Wir sehen oder finden jedoch nichts außergewöhnliches.

Gegen Mittag fährt mich Ron dann wieder zu meinem Auto und ich setze meine Wüstendurchquerung fort. Kurz nach dem Start komme ich dann an die Grenze der beiden Bundesstaaten Western Australia und South Australia, womit auch eine neue Zeitzone beginnt. Nun beginnt der landschaftlich schönste Teil der Strecke, da die Straße jetzt recht nah am Ozean verläuft. Da dieser hier an eine Steilküste brandet, gibt es immer wieder fantastische Ausblicke. Netterweise haben die Australier hier immer wieder Parkplätze angelegt, so dass sich die Ausblicke auch entsprechend genießen lassen. Hier ist die Landschaft übrigens wirklich komplett baumlos, was ihr eine unendliche Weite verleiht.

Der dritte Tag der Reise ist schnell erzählt: Fahren von morgens bis abends, ohne dass etwas Außergewöhnliches passiert. Und so treffe ich kurz vor Sonnenuntergang in Port Augusta ein, wo ich mich mit Patrick treffe, um mit ihm gemeinsam das rote Zentrum Australiens zu erkunden. Aber das ist dann schon eine andere Frischluftgeschichte.

3 Responses

  1. Inge wölke
    | Antworten

    Hallo Robert,
    Danke für die schönen Berichte aus dem fernen Land Australien. Wir wünschen Dir für das neue Jahr alles Gute . Es Grüßen vielmals von der Ostseeküste I.und H. Wölke

    • Robert
      | Antworten

      Hallo an die Küste!

      Auch an Euch vielen Dank für Eure Neujahrsgrüße! Natürlich wünsche ich Euch ebenfalls ein richtig tolles 2015!

      Viele Grüße

      Robert

  2. Anna-Katharina Prado Carranza
    | Antworten

    Hallo,
    Ich habe die Nullabor tatsächlich mit dem Rad durchquert. Nicht mal die Hitze war ein Problem, wir hatten mit Regen und Kälte zu kämpfen und waren schwer entsetzt.
    Die Durchquerung würde ich auch mit dem Rad nicht als Abenteuer bezeichnen, eine Herausforderung schon, die man zumindest nicht untrainiert und unvorbereitet antreten sollte. Distanzen von 200 km von einem Roadhouse zum nächsten erscheinen zunächst lang. (die Distanz wird in Westaustralien dann aber deutlich länger)
    Wasser und Proviant sollte dennoch ausreichend an Bord sein in der Nullabor.
    „Hitze“ haben wir dann erst auf dem Weg von Broome nach Darwin gehabt. Australien ist klasse, bezeichne ich immer noch als Auswanderungsland Nummer 1.

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