Finnische Weite im Winter
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Im finnischen Schnee von Hetta nach Ylläs

gepostet in Geschichten, Skandinavien 5

Da auch 2018 der Winter in Deutschland weitestgehend ausfiel, musste ich meine Sehnsucht nach sonnenbeschienenem Schnee abermals im Ausland stillen. Wie bereits 2017 ging es dafür nach Lappland. Genauer gesagt nach Finnland in den Pallas-Yllästunturi Nationalpark. Ich war jedoch nicht allein unterwegs, sondern wanderte diesmal gemeinsam mit Heike durch den winterlichen Norden.

Los ging es für mich mit einem Flug nach Kittilä. Auch wenn die meisten vermutlich von diesem Ort noch nie etwas gehört haben, so hat er doch für viele von uns eine gewisse Bedeutung. Denn hier testen eine ganze Reihe von (auch deutschen) Autoherstellern die Wintertauglichkeit ihrer Fahrzeuge. So wird man dann auch am Flughafen gleich von der Werbung bekannter Automarken begrüßt. Gleichzeitig ist es auch ein extrem beliebtes Wintersportgebiet, so dass es auf dem Gepäcksband vor Skiausrüstung nur so wimmelte.

Nachdem ich meine kleine Pulka aus dem Gepäckgewusel gefischt hatte, ging es mit dem Bus weiter nach Norden in unseren Startort Hetta. Wir hatten uns für eine Wanderung von Nord nach Süd entschieden, was in den Folgetagen für ausgiebig Sonne im Gesicht sorgte. Und da es eben ein beliebtes Wintersportgebiet ist, brauchten wir uns dieses Jahr weder um die Wegführung, noch um den Wegzustand kümmern. Breite präparierte Loipen und ausgezeichnete Markierungen erleichterten das Vorankommen ungemein.

Und so ging es dann bei bestem Winterwetter auf der Wintervariante von Finnlands ältestem Wanderweg (erstmalig markiert bereits 1934) entspannte 6,7 km zur ersten Hütte Pyhäkero. Dort erwarteten mich zwei Premieren. Zum einen gab es dort ein kleines Café, was ich so auf einer Winterwanderung noch nie gesehen hatte. Und zum anderen gab es dort eine Frischwasserpumpe, die auch tadellos funktionierte und nicht eingefroren war!

Natürlich war die Hütte bzw. vor allem das Café Anlaufpunkt für viele Tagesskiwanderer, die mit ihren Langlaufskiern die umliegenden Loipen ausgiebig nutzten. In der Nacht hatten wir die Hütte jedoch komplett für uns und starteten gut erholt in den nächsten Tag. Auch diese Tagesetappe war mit 8 km eher kurz. Bevor wir jedoch an der Sioskuru Hütte ankamen, durchliefen wir noch einen wirklich schönen Taleinschnitt und begegneten einer großen Herde Rentiere.

Gegen Abend verschlechterte sich das Wetter jedoch und es kam starker Wind auf, so dass wir den Rest des Tages größtenteils in der Hütte verbrachten. Am nächsten Tag hatte sich das Wetter allerdings wieder gefangen und als Bonus kam auch noch der Pisten-Bully vorbei, so dass wir auf einer frisch präparierten Spur Etappe Nummer drei angehen konnten.

Nun ging es ca. 11 km der Hannukuru Hütte entgegen. Der Weg führte jetzt durch offeneres Gelände, was weite Blicke erlaubte. Die Hütte lag auf einem kleinen Hügel, so dass wir einen schönen Rundblick hatten. Weiterhin gab es an der Hütte auch eine Sauna, die jedoch so groß war, dass uns ein Anheizen für zwei Personen als Holzverschwendung vorgekommen wäre. Leider verletzte sich Heike an dieser Hütte bei einem missglückten Rutschversuch an der Hand, so das sie in den Folgetagen etwas eingeschränkt war.

Trotzdem setzten wir am kommenden Tag unseren Weg Richtung Süden unbeirrt fort. Die ca. 12 km entfernte Montelli Hütte war das Tagesziel. Während die ersten Kilometer flach durch eine verschneite Waldlandschaft führten, standen wir 3 km vor dem Ziel vor der anstrengenden Aufgabe, uns ein paar 100 Höhenmeter auf einen Bergsattel hinauf zu kämpfen. Da wir dafür nur einer alten und zugeschneiten Spur folgen konnten, gestaltete sich dies als sehr kräftezehrend. Nachdem wir den Sattel erklommen hatten, waren es nur noch wenige Meter bis zur kleinen, aber sehr gemütlichen Hütte. Da wir aus der Ferne schon weitere Wanderer sagen, die sich in Richtung der nur 1,2 km entfernten Nammalakuru Hütte bewegten, blieben wir wo wir waren und verbrachten eine entspannte Nacht.

Am nächsten Tag ging es dann zum Tourzwischenziel, dem Skigebiet Pallas inklusive Hotel. Dorthin konnte man auf zwei verschiedenen Wegen gelangen. Heike entschied sich aufgrund ihrer Verletzung für die entspannte Westvariante, während ich die etwas anstrengendere Ostvariante anging. Dafür hieß es für mich zuerst einmal wieder hunderte Höhenmeter absteigen, um diese am Ende wieder zu erklimmen. Dazwischen ging es größtenteils recht eben durch verschneite Waldlandschaft. Im Hotel angekommen, buchten wir das letzte verbleibende Zimmer und genossen die warme Dusche bzw. Sauna. Auch ein Abendessen im Restaurant gönnten wir uns. Dieses wurde durch Livemusik einer lokalen Band noch verfeinert.

Und wir nutzten die Zeit auch, um zu klären, wie es von hier aus weitergehen würde. Da Heike noch fast doppelt so viele verbleibende Urlaubstage hatte und wir keine passende gemeinsame Tour zusammenstückeln konnten, beschlossen wir für den Rest der Tour getrennte Wege zu gehen. Während Heike auf einer anderen Route zurück nach Norden lief, ging ich weiter in südlicher Richtung nach Ylläs. Um dort für den Rückflug rechtzeitig anzukommen, musste ich nun auch Tagesetappen jenseits der 20 km zurücklegen, was ich so mit Wintergepäck auch noch nie getan hatte. Es blieb also spannend!

Der erste meiner vier verbleibenden Wandertagen hielt jedoch „nur“ 16 km für mich bereit. Und auch das Gelände meint es gut mit mir, denn es ging bei wieder mal bestem Wetter größtenteils bergab. Die Keimiojärvi Hütte am Tagesende hatte in der Nacht erneut für mich alleine. Am Folgetag ging es dann zur ca. 23 km entfernten Pahtavuoma Hütte. Obwohl der Weg einfach zu finden war und ich den ganzen Tag lang Schneemobilspuren folgen konnte, war ich am Abend aufgrund der langen Distanz doch merklich erschöpft. Dass die Hütte dann mit ca. 1,4 m Deckenhöhe aufrechtes Stehen unmöglich machte und der Kamin trotz intensiver Bemühungen die Hütte auch nicht warm bekam, trug vielleicht auch ein wenig zur Erschöpfung bei.

Zwei Tage lagen noch vor mir. Der erste davon führte mich über ca. 22 km zur Pyhäjärvi Hütte. Der Weg dahin war wenig spannend. Doch diese Einschätzung kann vielleicht auch durch das schlechte Wetter mit viel Wind und Schneefall beeinflusst sein. In dieser letzten Hütte war ich dann erstmalig auch nicht der einzige Übernachtungsgast. Ein Franzose hatte sich mit dem Auto den gesamten Weg von Frankreich nach Nordfinnland angetan und erzählte nun ausgiebig von seinen Plänen für die nächsten Wochen hier im Norden. Ich war jedoch zu müde, um seinen Erzählungen lange zu folgen.

Denn auch am letzten Tag standen weit über 20 km auf meinem Programm. Jetzt ging es hinein ins Herz des Ylläs Wintersportgebietes. Und das merkte man an diesem Tag enorm! Überall wimmelte es von Skilanglaufläufern. Denen stand ich mit meiner Pulka natürlich oft im Weg. So war ich froh, dass es ab dem großen Latvamaja Café eine eigene Spur für Winterwanderer gab. Auf der konnte ich fast ungestört meine Kreise ziehen.

Wie der Zufall so wollte, endete der Weg in Ylläs genau an der örtlichen Pizzeria. Ein Zeichen, dass ich natürlich nicht ignorieren konnte! Und so endete meine diesjährige Winterwanderung in Finnland mit dem bekanntesten italienischen Gericht, auch wenn es mit Rentierfleisch und Moltebeeren zwei typische lappländische Zutaten aufwies. Sozusagen kulinarische Globalisierung.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Tour hervorragend für Wintertoureneinsteiger geeignet ist. Viele gut ausgestattete Hütten vor allem im nördlichen Teil gepaart mit exzellent präparierten Wegen machen Übernachtung und Navigation einfach. Auch der Fakt, dass es ein sehr gut besuchtes Gebiet ist, dürfte für Einsteiger aus Sicherheitserwägungen heraus positiv sein. Wer es jedoch etwas einsamer mag, dem sei die Winterwanderung von Nuorgam nach Sevettijärvi empfohlen. Wofür auch immer man sich aber entscheidet, Lappland ist im Winter immer eine Reise wert!

5 Responses

  1. Angelika Kottusch
    | Antworten

    Toll! Insbesondere die schönen Fotos. Auch wenn ich kein Winterfan bin (in der Stadt sieht das ja meist nach einem Tag schon nicht mehr schön aus), dein Reisebericht hat mir die schönen Seiten des Winters gezeigt! Merci!
    Liebe Grüße von Angelika

    • Robert
      | Antworten

      Hallo Angelika,

      ja, Winter in der Stadt ist meist sehr bald recht „unansehnlich“. In Lappland jedoch ist er sehr „pur“. Das ist dann doch sehr faszinierend. Zumindest für mich. ;-)

      Aber jetzt wird es ja Frühling und das kann ich auch sehr gut genießen! ;-) Viel Spaß dabei und viele Grüße

      Robert

  2. Basisstation
    | Antworten

    An der Stelle bin ich schon etwas neidisch, denn die Winterlandschaft ist schon eindrucksvoll. Ein „Spaziergang“ durch den tiefverschneiten Winterwald wecken bei mir Kindheitserinnerungen.
    Ein toller Reisebericht.

    Die Basisstation

  3. Alex
    | Antworten

    Hallo Robert,
    wann warst Du denn genau da? Welche Reisezeit würdest Du empfehlen?

    • Robert
      | Antworten

      Hallo Alex, sorry für die sehr späte Antwort. Ich war dort im März 2018. Da ich nur dieses eine Mal dort war, kann ich auch nicht viel andere Reisezeiten kommentieren. Generell finde ich aber den März für Lappland ideal. Die Tage sind schon ausreichend lang und es ist nicht mehr ganz so kalt (je nach Jahr). Trotzdem ist März noch sehr schneesicher und man hat auch genug Dunkelheit um die Polarlichter zu bewundern. Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig?!

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