Nachdem wir den „Historical Way“ der Rota Vicentina erfolgreich gemeistert hatten, waren wir nun zurück in Odeceixe, um den „Fishermans Trail“ in Angriff zu nehmen. Dieser Teil der Rota Vicentina ist mit ca. 75 km bzw. vier Tagesetappen deutlich kürzer als der Historical Way. Doch dafür auch wesentlich spektakulärer.
Startet man in Odeceixe, ist anfänglich wenig Spektakuläres zu sehen. Der Weg führt die ersten vier Kilometer an einer zum Glück schwach befahrenen Straße entlang. Doch dann trifft man auf das Meer und schlagartig ändert sich die Szenerie. Nachdem man sich einen kleinen Anstieg emporgekämpft hat, steht man hoch über Strand und Wellen und hat einen weiten Ausblick die Küste entlang.
Hat man so großartig sonniges Wetter wie wir, begleitet einen dieser Ausblick auch den Großteil der folgenden Tage. Immer wieder geht es entlang der Klippen hoch über dem Meer oder direkt am Strand entlang. Doch teilweise biegt der Weg auch ins Landesinnere ab, um unpassierbare Passagen direkt an der Wasserkante zu umgehen.
Wir genießen den Ausblick, das Rauschen des Meeres und die vereinzelten Störche (!) über uns und machen uns auf den Weg Richtung Zambujeira do Mar, dem ersten Etappenziel. Der Weg ist zwar häufig sandig, aber deutlich weniger, als wir ursprünglich erwartet haben. Und so kommen wir gut voran.
Die Bilder, die wir auf unserem Weg schießen, ähneln sich sehr, doch wir können uns einfach nicht sattsehen am Meer und der spektakulären Küste. Insbesondere nach der doch recht staubigen und trockenen Angelegenheit des Historical Way der Rota Vicentina. Dieser Abschnitt hier ist ein ganz anderes Kaliber.
Kurz bevor wir unser Tagesziel Zambujeira do Mar erreichen, steigen wir dann doch mal zum Strand hinab und stürzen uns in die Fluten. Ein sehr erfrischendes Gefühl, was uns in Hochstimmung in den kleinen Ort einlaufen lässt. Zur Feier des Tages gibt es Pizza, auch wenn die aus der Tiefkühlabteilung des örtlichen Lädchens stammt.
Weiter geht es am nächsten Tag nach Almograve. Mit 22 Kilometern ist das die längste Etappe entlang des Fishermans Trails, wenn man sich an die offizielle Einteilung hält. Und auch diese Etappe beginnt mit einem eintönigen Abschnitt entlang der Straße. Doch an einem kleinen Hafen zweigt der Weg dann wieder Richtung Küste ab.
Das Highlight dieses Tages ist eindeutig das auf ungefähr halber Wegstrecke gelegene Cabo Sardão. Ein Leuchtturm, ein (sehr sandiger) Fußballplatz und mehrere Storchennester direkt an der Steilküste – wo sonst sieht man wohl alle drei Elemente an einem Ort? Wir machen hier Mittagspause und wundern uns, wie oft der Fußballplatz wohl genutzt wird und von wem?
Die zweite Hälfte des Tages ist wieder geprägt von spektakulären Aussichten, aber teilweise auch recht sandigem Gelände. Und am Ende wartet Almograve. Und dort sich wir schon sehr gespannt auf das „Restaurant am Kreisverkehr“, von dem uns ein anderer Wanderer bereits vorgeschwärmt hat.
Unglücklicherweise gibt es an besagtem Kreisverkehr gleich drei Restaurants. Doch als wir den Kellner ansprechen und dieser Deutsch kann, haben wir das richtige gefunden (es heißt übrigens „Torralta“). Und unsere Wanderbegegnung hat nicht gelogen: das Essen ist einfach richtig lecker. Der Geheimtipp: die hausgemachte Mousse au Chocolat. Eigentlich eine Mahlzeit für sich.
Glücklicherweise steht am nächsten Tag mit 15 Kilometern die kürzeste Etappe an. So kurz, dass wir erst spät starten und zwischendurch auch einige längere Pausen einlegen, um nicht bereits mittags in Vila Nova de Milfontes anzukommen. Doch dieser Teil der Wanderung fällt ein wenig hinter den ersten beiden Tagen zurück. Zwar gibt es durchaus auch schöne Abschnitte, aber vielfach führt der Weg im Hinterland und durch wenig inspirierendes Gelände entlang. Wie um uns davon zu erholen, bleiben wir am Strand direkt vor dem Zielort lange sitzen und sehen den Wellen beim Schäumen zu.
Der vierte und letzte Tag auf dem Fishermans Trail beschert uns dann leider recht trübes Wetter. Doch es ist immer noch warm, auch wenn der Wind nun recht deutlich auffrischt. Wieder bietet die Küste eine abwechslungsreiche Szenerie aus Klippen, Stränden und Meeresrauschen. Und erfreulicherweise bieten uns die Gezeiten heute auch die Möglichkeit, einige Abschnitte am Strand zurückzulegen.
Und genau an einem dieser Strände stürzen wir uns auch nochmal in die Fluten des Atlantik. Doch was von außen zwar aufgewühlt, aber noch recht beherrschbar aussieht, schüttelt uns in der Folge ordentlich durch. Wir werden noch Wochen später kleine Sandkörner in unseren Ohren finden. Völlig fertig kriechen wir nach einiger Zeit auf allen Vieren wieder aus dem Wasser. Doch es ist gut, mal wieder vor Augen geführt zu bekommen, dass Mutter Natur auf diesem Planeten eigentlich das Sagen hat.
Mit diesen frischen Eindrücken und einem entsprechend demütigen Blick auf’s Meer laufen wir die letzten Kilometer bis nach Porto Covo, dem Ziel unserer Wanderung auf dem Fishermans Trail. Von dort geht es per Bus nach Lissabon und weiter nach Deutschland. Wieder geht ein Urlaub zu Ende und wieder haben wir eine neue Ecke der Welt kennengelernt. Nachahmung empfohlen!
Christiane
Hoert sich wirklich sehr verlockend an!
Mario
Hallo Robert,
wann wart ihr denn letztes Jahr auf dem Fischerpfad unterwegs? Wir haben Ihn letzten November in Angriff genommen und sind von Porto Covo gestartet.
http://www.schoenebergtouren.de/regionen/rota-vicentina-auf-dem-fischerpfad-an-der-wilden-costa-vicentina-wandern/
Gruß Mario
Robert
Hallo Mario,
wir waren etwas früher als Ihr auf dem Fishermans Trail – 2. Hälfte Oktober 2016. Und wie Du sicher gelesen hast, sind wir in die andere Richtung (also Richtung Norden) unterwegs gewesen.
Danke auch für den Link! Liest sich gut und die Bilder sind auch sehr schön!
Viele Grüße
Robert
timo v
Hallo:) Wir sind im Mai dort und können uns nicht entscheiden, ob Fischerman oder Historical Trail… läuft man auf dem Fischerman Trail denn nur auf Sand? Das stelle ich mir ja schon ziemlich anstrengend vor.
Gibt es auf dem Historical Trail viele Bäche/Flüsse zum Baden?
Wie sieht es mit Unterkünften auf beiden Trails aus? Sollte man vorbuchen oder findet man dort auch spontan was preiswertes?
Über ein paar Ratschläge würden wir uns freuen :) lg timo
Robert
Hallo Timo,
ich versuche mal, Deine Fragen zu beantworten, weise aber gleich auch mal darauf hin, dass wir im Oktober unterwegs waren! Ich vermute, dass sich das sehr deutlich von Mai unterscheidet (Trockenheit, Grün der Pflanzen, Wasserverfügbarkeit etc.).
Generell zu Fisherman vs. Historical Trail: Wenn ich den Trail nochmal laufen würde und ca. eine Woche Zeit hätte, würde ich am Cabo de Sao Vicente ganz im Süden starten und den Historical Way ohne die Rundwege Richtung Norden laufen. Ab Odeceixe würde ich dann auf den eigentlichen Fishermans Trail „abbiegen“ und nach Porto Covo laufen. Das wäre für mich das Beste aus beiden Welten. Ansonsten kann man aber auch zwei Wochen investieren und sowohl Historical Way, als auch Fishermans Trail laufen. Da sie sich schon sehr unterscheiden, ist es auch sehr abwechslungsreich.
Sand: Auf dem Fishermans Trail läuft man zwar wirklich viel auf Sand, aber die Sandschicht ist meist nicht so locker und tief, dass es enorm anstrengend ist. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass wir irgendwo vor Anstrengung richtig geächzt hätten. Achtung: Das ist natürlich auch vom Rucksackgewicht und den Schuhen abhängig! Wir waren ultraleicht mit Trailrunnigschuhen und ca. 6-8 Kg Rucksackgewicht unterwegs! Ist man „traditionell“ unterwegs, kann das schon wieder anders aussehen.
Bäche / Flüsse: Nein, genau das fehlt dem Historical leider. Es gibt einige wirklich schöne Stellen (z.B. den im Beitrag „zum Historical Way“ der Rota Vicentina beschriebenen Stausee, den künstlichen Kanal oder das absolute Highlight Pego das Pias). Zumeist waren die Flussläufe aber leider ausgetrocknet. Nochmal der Hinweis: Das kann im Mai ganz anders aussehen!
Unterkünfte: Wir haben nichts vorgebucht und trotzdem immer eine Unterkunft in der Preisklasse 35 – 50 Euro für zwei Personen gefunden. Einfach, aber gut. Vielleicht sieht das im Mai auch etwas anders aus, aber ich würde es trotzdem spontan versuchen. Zur Not zahlt man eben etwas „Lehrgeld“ mehr, aber eine Unterkunft sollte man kriegen.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter!
Viele Grüße
Robert
timo v
wow super :) Vielen Dank, das hilft uns sehr gut bei der Entscheidung! Denke so eine Kombination aus beidem ist echt gut. Kommt man denn vom Ende des/der Trails easy nach Lissabon? Hatten gedacht, einen Bus/Zug zunehmen..
Robert
Hallo Timo,
Ja, das ist kein Problem, da es (mehr oder weniger) regen Busverkehr gibt. Am besten mal auf dieser Webseite nach den gewünschten Verbindungen schauen. Mit Zug habe ich keinerlei Erfahrung.
Viele Grüße
Robert
Paul
Gibt es Campingplätze auf dieser strecke? bzw. ist es erlaubt an manchen stellen wild zu campen?
Hab anhand der bisherigen Anworten rausgelesen das sich die preise für unterkünfte so um die 35 Euro bewegen. Gibt es auch günstigere Alterntiven, kann gerne auf Comfort verzichten ;)
LG Paul
Robert
Hallo Paul,
ja, es gibt auch Campingplätze entlang der Strecke. Beispielsweise in Zambujeira do Mar, Porto Covo, Villa Nova de Milfontes oder Odeceixe. Weitere findest Du sicher bei der Suchmaschine Deines Vertrauens. Bitte beachte auch, dass die von mir angegebene Preisspanne von 35 – 50 Euro sich auf zwei Personen bezieht! Zum Wildzelten gibt es unterschiedliche Angaben. Viele Wanderer berichten, dass es problemlos möglich ist, sofern man sich an bekannte Regeln hält (nicht auf Privatgrund, kein Feuer machen etc.). Allerdings sollte man wissen, dass sich sowohl der Fishermans Trail, als auch der Historical Way im Naturpark Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina befinden.
Viele Grüße
Robert
Nele
Hallo Robert,
habe auch vor den Weg von Süden nach Norden zu laufen (also erst den historischen Weg und dann auf den Fisherman Trail abbiegen) . Wollte mal fragen, ob der Weg gut ausgeschildert ist.
Viele Grüße
Nele
Robert
Hallo Nele,
beide Wege (Historical Trail und Fishermans Trail) sind insgesamt sehr gut ausgeschildert. Die auch auf den Beitragsbildern abgebildete grün-blaue Markierung des Fishermans Trails und die weiß-rote Markierung des Historical Trails findest Du in regelmäßigen Abständen. Das gilt auch für die Ortschaften. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Orientierungsprobleme hatten.
Viel Spaß bei Deiner Wanderung! Die von Dir vorgeschlagene Variante ist meiner Meinung nach die beste Kombination, wenn man nur ca. eine Woche Zeit hat.