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Von Hanover, NH nach Gorham, NH

Gegen sieben werden wir wach und kommen schnell in die Gänge. Da wir mittlerweile morgens nicht mehr warm (Haferbrei) essen, sondern kalt (Poptarts), sparen wir einiges an Zeit ein.

Als Tagesziel haben wir uns 17,7 Meilen gesetzt. Lust hat irgendwie keiner so richtig, aber es hilft ja nichts. Wir wollen schließlich so schnell es geht nach Maine!

Der erste Anstieg des Tages trägt nicht gerade dazu bei, unsere Motivation zu steigern. Es geht steil bergauf, ohne so genannte „Switchbacks“, also Wege die spiralförmig um den Berg herum nach oben verlaufen. Hier geht es teilweise nahezu senkrecht hoch und wenn man denkt, man ist endlich ganz oben, lauert schon der nächste Anstieg. Fix und alle machen wir auf der Bergspitze eine Pause, bevor es dann ähnlich steil bergab geht.

Was für ein Glück, dass vor dem zweiten Anstieg des Tages mal wieder Trail-Magic auf uns wartet. Es ist unglaublich: Ein Schild Mitten auf dem Weg kündigt Eis und Wasser bei einem nahegelegenen Haus an. Wir zögern nicht lange und gehen hin. An der Tür des Wohnhauses hängt ein Zettel, der uns mitteilt, dass Bill (Ice-cream Man) gerade nicht zu Hause ist, Thru-Hiker sich jedoch aus der Tiefkühltruhe in seinem Wintergarten Stieleis holen können. Wow! Etwas irritiert schleichen wir uns also in den Wintergarten und holen uns die leckere Erfrischung.

Danach geht es dann an den nächsten und übernächsten Berg. Völlig erschöpft finden wir einen guten Zeltplatz direkt am North Jacobs Brook. Schnell bauen wir die Zelte auf, kochen und dann fallen auch schon unsere müden Augen zu.

Heute stehen 15 Meilen zum Hikers Welcome Hostel auf dem Programm. Dort können wir uns noch einmal ein bisschen stärken und erholen, bevor wir morgen den gefürchteten Mount Moosilauke erklimmen. Zum Abendbrot gibt es Nudeln mit Tomatensoße und danach geht es schnell ins Bett, damit wir morgen fit sind.

Der Berg ruft und weckt uns gegen sieben Uhr. Heute nun ist also der Tag der Wahrheit. Mount Moosilauke ist 5000 Fuß hoch und stimmt uns auf die kommenden White Mountains, eine Gebirgskette ein. Viele Wanderer, wie auch unsere Freunde Nails und LoJack, „slack packen“ (d. h. sie laufen ohne schwere Rucksäcke) von Süden nach Norden. Damit haben sie einen steilen Anstieg und einen seichteren Abstieg. Wir entscheiden uns, mit unseren Rucksäcken wie gehabt von Süden nach Norden zu laufen. Der Anstieg ist lang, aber dank unserer strammen Waden gut zu bewältigen. Oben angekommen ist es leider nebelig, aber wir jubeln trotzdem und genießen eine kurze Snackpause. Danach geht es runter. Zunächst recht entspannt, dann aber doch wirklich recht steil. Da ist höchste Konzentration und Anspannung gefragt, um ja keinen falschen Schritt zu machen. Teilweise gibt es Eisenstangen, an denen man sich festhalten kann und Holzstufen für einen besseren Tritt.

Nach nur 2,5 Meilen sind wir zum Glück alle heil unten und sehnen uns mal wieder nach einer kalten Cola. Nur gut, dass es eine halbe Meile weiter eine Touristenattraktion mit Parkanlagen, Spielplatz und Souvenirshop/Kiosk gibt. Dort laufen wir flink hin und holen uns Getränke und ein Eis.

Anschließend trampen wir nach Lincoln, eine nahegelegene Kleinstadt. Dort wurde uns ein Ort namens „Chet’s Place“ empfohlen, den wir auch direkt ansteuern. „Chet“ ist ein etwa Anfang Vierzig jähriger Mann, der seit einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt. Er lebt zusammen mit zwei Mitbewohnern in einem großen Haus und lässt Wanderer gegen eine kleine Spende oder kleine Hilfsarbeiten in seiner Garage übernachten. Diese hat er zu einer Art Hostel umgebaut, mit Doppelstockbetten, Lümmelsofas etc. Er ist sehr freundlich und freut sich merklich über die Gesellschaft von Gästen. Auf seine Empfehlung hin testen wir abends den Mexikaner um die Ecke und essen anschließend noch ein Eis in der benachbarten Eisdiele. Die Bedienung spricht so schnell, dass Pillow einfach zu allem „ja“ sagt, was sie aufzählt. Robert steht staunend daneben und amüsiert sich köstlich, als Philipp kurze Zeit später vollkommen verblüfft einen riesigen Eisbecher bekommt. Ursprünglich wollte er ja gar kein Eis…

Am nächsten Morgen werden wir gegen zehn von einem Taxi abgeholt und zurück zum Trail gefahren. Das der Spaß uns für 15 Minuten Fahrt 30 Dollar kostet, wissen wir nicht, als wir einsteigen. Nächstes Mal wird wieder getrampt!

Und dann beginnt der Tag auch gleich noch mit einem ordentlichen Anstieg. Nach 3,5 Meilen machen wir unsere erste Pause und laufen anschließend weitere vier Meilen zur Elisa Brook Shelter. Da es regnet und auch Gewitter angesagt sind, überlegen wir kurz, in der Shelter zu bleiben. Es ist jedoch erst 14:30 Uhr und so erklimmen wir noch Mount Kinsman bis wir zur Kinsman Pond Shelter gelangen. Der Anstieg ist sehr steil und wir müssen teilweise klettern. Gut, dass Bäume und Wurzeln zum Festhalten da sind.

Klatschnass kommen wir gegen 17:30 Uhr an der Shelter an. Hier gibt es einen „Caretaker“ also eine Art Aufseher, der sich um die Wanderer kümmert, ihnen im Notfall behilflich ist und zudem acht Dollar Übernachtungsgebühr einkassiert. Er ist sehr nett und gibt uns beim Abendbrot hilfreiche Tipps für die kommenden Meilen. So zum Beispiel auch, dass die nächste Hütte, eine Art Berghostel, vom Frühstück übrig gebliebene Pfannkuchen an Wanderer verschenkt. Na nun ratet mal wo wir morgen unsere erste Pause machen?

Früh stehen wir auf und verlassen um 7:40 Uhr die Shelter. Unser erster Anlaufpunkt ist wie gestern schon beschlossen: Die Lonesome Lake Hut. Um kurz nach neun betreten wir die gemütliche Hütte und werden sehr freundlich begrüßt. Auf der Theke steht auch wirklich ein großer Teller mit übrig gebliebenen Pfannkuchen. Wir verdrücken jeder ein paar und lesen auf einem der Infozettel, dass der kommende Fluss überflutet ist und gegebenenfalls nicht überquert werden kann.

Wir gehen zunächst hin, um uns ein Bild zu machen. Am Ufer stehen bereits vier weitere Thru-Hiker und überlegen schon seit einer geschlagenen Stunde, wie sie es wohl sicher und einigermaßen trocken ans andere Ufer schaffen. Die Wassermassen sind gewaltig, aber letztlich sind wir der Meinung, eine gute Stelle zum Überqueren gefunden zu haben. Also Hosen und Socken aus und los geht’s. Robert geht zuerst, gefolgt von Philipp und mir. Nach ein paar Schritten ruft Robert zur Kehrtwende. Der Wasserdruck ist schier zu stark. Kann man sich nicht halten, wird man mitgerissen und das wäre fatal. „LoJack“ , ein Mitwanderer will es jedoch wissen und schreitet durch das reißende Nass. Er hat wohl von uns allen die kräftigsten Arme und Beine und doch kann er sich kaum halten. Am anderen Ufer schmeißt er uns dann eine Schnur herüber, an der wir zunächst unsere Rucksäcke befördern sollen.

Für uns ist die Sache klar: Wir gehen zurück zur Hütte und nehmen von dort eine „Umleitung“. „Nails“ ist jedoch fest entschlossen, den Bach auch zu überqueren. Sie bindet sich ein Seil um den Bauch und wirft „LoJack“ das andere Ende zu. Er soll sie dann an dem Seil ans andere Ufer ziehen, wenn sie es nicht allein schafft. Und das muss er auch! Sie gelangt zur Mitte, kann sich aber dann nicht halten und wird von den Wassermassen mitgerissen. „LoJack“ kann sie jedoch zum Glück retten und so sind wir alle erleichtert, als sie wieder Boden unter den Füßen hat. Wir ziehen uns an und laufen zurück. Das tut weh, aber wie heisst es so schön: „Better safe than sorry.“

Zurück in der Hütte sind zunächst einmal alle überrascht uns wieder zu sehen. Als wir erzählen, was passiert ist, gratulieren uns alle zu der Entscheidung kein Risiko eingegangen zu sein und sind der Meinung, wir haben richtig gehandelt. Zur „Belohnung“ bekommen wir eine warme Suppe, Brot und die Reste eines Auflaufs vom Vortag. Da diese sonst hinunter ins Tal getragen werden müssen, sind die Hüttenwirte stets froh über hungrige Wanderer. Nach der Stärkung machen wir uns wieder auf den Weg.

In sieben Meilen gibt es eine Zeltmöglichkeit, die wir ansteuern wollen. Der Weg ist zunächst angenehm eben, da es sich um einen Fahrradweg handelt. Doch dann gelangen wir wieder auf den AT und es geht steil bergauf. Nicht so schlimm wie gestern, aber doch nicht ohne. Der Schweiß rinnt in Strömen und die Beinmuskeln werden ordentlich gefordert. Schließlich erreichen wir den Zeltplatz und werden von einem netten Camp-Wart empfangen. Auch hier kostet die Übernachtung wieder acht Dollar pro Person, aber was soll’s. Wir bauen die Zelte auf und essen Abendbrot. Später kommen noch drei weitere Wanderer hinzu.

Als wir bereits in unseren Schlafsäcken liegen, werden die drei auf einmal laut und brüllen herum. „Oh man, das kann ja heiter werden“ , denken wir uns. Sicher haben sie Bier hier hoch gebuckelt und lassen es nun krachen, während wir uns ausruhen wollen. Als einer von ihnen einige Zeit später zu uns kommt, klärt sich die Situation. Ein Bär ist am Zelt des Camp-Wärters aufgetaucht und dann in unsere Richtung, zur Bärbox (eine Metallbox, in der man sein Essen bärensicher verstaut statt es aufzuhängen) gerannt. Die drei Männer haben ihn durch ihr Gebrüll zunächst verjagt und hoffentlich so stark verschreckt, dass er nicht zurückkommt. Schnell verstauen auch wir all unser Essen in der Box und verschwinden in unseren Zelten. Hoffentlich muss heute keiner nachts raus…

Die Nacht war ruhig und der Bär kam nicht noch einmal zurück. Also machen wir uns wie gewohnt um 8:00 Uhr auf den Weg. Franconia Ridge ist unser erstes Ziel. Von dieser Bergkette hat man einen tollen Blick! Das Wetter spielt mit und so genießen wir die Aussicht. Anschließend geht es steil hinunter und anschließend wieder steil bergauf. So verläuft der gesamte Tag, bis wir plötzlich an einem sehr steilen Bachbett stehen und uns wundern, ob es wirklich dort hinunter geht. Tatsächlich. Das ist bestimmt die schwierigste Stelle auf dem gesamten Weg bislang. Zum Glück meistern wir den Abstieg ohne hinzufallen. Zur Belohnung gönnen wir uns ein Mittagessen in der Galehead Hut. Es gibt Kartoffelsuppe, Kuchen und zum Abschluss noch einen Snickers.

Von hier sind es noch sieben Meilen bis zur Zealand Hut, in der wir heute übernachten wollen. Da es schon fast vier ist, müssen wir uns ranhalten. Ziemlich genau 20 Uhr erreichen wir unser Tagesziel nach 17 Meilen. Da eine Übernachtung in den Berghütten 110 Dollar pro Person kostet, fragen wir das Personal, ob wir arbeiten können, um hier schlafen zu dürfen. Das ist ein übliches Prozedere für AT-Hiker.

Wir werden freundlich aufgenommen und bekommen zunächst einmal etwas zu essen, bevor wir dann Kühlschrank und Tiefkühltruhe entfrosten und sauber machen sollen. Nach einer langen Wanderung gar nicht so ohne, aber immerhin haben wir dadurch ein Dach über dem Kopf heute Nacht. Als Robert mir den gläsernen Einlegeboden der Tiefkühltruhe gibt, zerspringt er wohl aufgrund der Temperaturunterschiede in tausend kleine Scherben. Vom säubern der Kühlschränke geht es nun ans säubern des Bodens und entfernen der Glasscherben. Zum Glück nehmen es die Angestellten mit Humor und helfen mit, das Chaos zu beseitigen. Um ziemlich genau 22 Uhr legen wir uns dann auf dem Boden des Essensraumes in unsere Schlafsäcke. Was für ein Tag!

Um fünf stehen die ersten Wanderer auf und somit werden auch wir wach. Gestern wurde uns schon gesagt, dass wir bis ca. acht Uhr warten sollen und dann noch die Reste des Frühstücks bekommen können. Also warten wir hungrig vor der Tür und hoffen, dass die Leute nicht alles auf essen. Leider essen aber doch alle artig auf und übrig bleiben nur sechs Pfannkuchen, etwas Haferbrei, Kaffee und Cranberry Saft. Wir essen alles, was wir kriegen können und machen uns dann auf den Weg. Es war eine gute Erfahrung und die Hüttenbetreiber waren wirklich sehr nett. Trotzdem schleicht sich das Gefühl ein, Menschen zweiter Klasse zu sein, wenn man die Reste der anderen Gäste essen muss…

Begeisterte Wochenendwanderer stecken uns beim vorbeigehen noch M&Ms und PowerBar-Riegel zu. Nun können wir starten. Die ersten sieben Meilen verlaufen sehr einfach und eben und wir kommen gut voran. Doch dann kommt Mount Webster. Dieser Berg beziehungsweise diese Bergkette kostet uns viel Kraft und Durchhaltevermögen. Es geht abwechselnd steil auf und ab. Teilweise stehen wir vor einer steinernen, senkrechten Wand und fragen uns, wie wir dort hoch kommen sollen. Von wandern kann keine Rede mehr sein, wir müssen klettern.

Oben angekommen haben wir solchen Hunger, dass Philipp andere Wanderer anspricht, ob sie noch Essen haben, was sie nicht mit nach Hause nehmen wollen. Alle suchen in ihren Rucksäcken und geben uns, was sie können. Wir essen es sofort auf und gehen dann die letzten Meilen zur Mizpah Hut. Auch hier fragen wir, ob wir gegen Arbeit dort schlafen können. Doch für drei Leute haben sie keinen Platz und so werden wir kurz und schmerzlos abgewiesen.

Zum Glück gibt es gleich nebenan einen Zeltplatz. Dort bekommen wir gerade noch einen Platz. Da es Samstagabend ist, sind viele Touristen unterwegs. Doch hinter den Büschen wartet eine schöne Überraschung auf uns: Unsere britischen Freunde Crunchie und Timeout, die wir zuletzt vor mindestens 600 Meilen gesehen haben, zelten direkt neben uns. Wir freuen uns riesig, sie wieder zu sehen und tauschen sofort alle Erlebnisse aus.

Als wir morgens um 6:30 Uhr aufwachen, sind die beiden schon aufgebrochen und haben uns „Werthers Echte“ Bonbons vor unsere Zelte gelegt. Die beiden sind einfach toll! Hoffentlich verlieren wir sie nicht wieder.

Nach den ersten fünf Meilen erreichen wir schon die nächste Hütte namens „Lakes of the Clouds Hut“. Dort essen wir wieder eine Suppe bevor wir anschließend Mount Washington, den zweithöchsten Berg auf dem AT, besteigen. Dieser Berg wird besonders gefürchtet, da er die höchsten Windgeschwindigkeiten weltweit erreichen kann und die heftigsten Wettererscheinungen der USA.

Wir haben jedoch Glück und heute herrscht strahlender Sonnenschein, ohne dass auch nur ein Lüftchen weht. Der Weg ist steinig, aber sehr ausgetreten und somit recht gut zu bewältigen. Oben gönnen wir uns Pizza und Cola im Bergrestaurant. Anschließend machen wir noch schnell ein obligatorisches Touri-Foto und weiter geht’s.

Der restliche Weg verläuft ebenfalls steinig und ist zumindest für mich recht beschwerlich. Somit beenden wir den Tag nach knapp elf Meilen in der Madison Hut. Dort können wir drei wieder arbeiten, um übernachten zu dürfen.
Zu unseren Aufgaben gehört wieder das Reinigen des Kühlschranks, sowie das Beziehen der Ofenbleche mit Alu-Folie und der Abwasch. Um zehn liegen wir im Essensraum in unseren Schlafsäcken zusammen mit einem Sobo (Wanderer, der den AT von Maine nach Georgia läuft und Freunden der Hüttenbetreiberin.
Die Nacht wird kurz und nicht richtig erholsam…

Morgens um sechs wachen wir auf, als die ersten Wanderer sich Ihren Kaffee holen. Zum Frühstück bekommen wir Kuchen vom Vortag sowie Äpfel von einem nettem Wochenendwanderer. Gut gestärkt, aber dennoch müde, laufen wir weiter.

Zum Schwächeln bleibt keine Zeit, denn Mount Madison fordert unsere volle Muskelkraft. Es geht wieder einmal sehr steil bergauf und bergab und ich bin froh, als wir endlich unten ankommen. Seit gestern brennen meine Fußsohlen wie Feuer, sind rot und leicht geschwollen. Ich humpel und muss die Zähne sehr zusammenbeißen.

Wir gelangen an eine Straße, von wo aus es noch zwei Meilen bis zum Pinkham Notch Visitor Center sind. Mir ist mittlerweile alles egal und ich will nur noch ankommen. Als ein VW mit belgischem Nummernschild vorbeifährt, hält Robert den Daumen raus, um das Auto anzuhalten. Der Fahrer ist tatsächlich aus Belgien und fährt mich netterweise die zwei Meilen bis zum Visitor Center. Da die Jungs laufen und dadurch etwas später ankommen, nutze ich die Zeit und erkundige mich schon einmal nach einem nahegelegenen Krankenhaus.

Im nicht weit entfernten Ort Berlin (!) gibt es ein Krankenhaus, an dessen Notaufnahme ich mich wenden soll. Als die Jungs kurze Zeit später eintreffen, trampen wir also nach Berlin. Es ist mittlerweile 14 Uhr, dass heisst wir haben noch zwei Stunden bis das Fußballspiel Deutschland gegen Algerien beginnt. Hoffentlich komme ich schnell dran.

Die Notaufnahme ist gänzlich leer und so werden direkt meine Daten aufgenommen. Nach nur fünf weiteren Minuten Wartezeit werde ich auch schon aufgerufen. Pillow und Milkmonsta schauen derweil im Warteraum die Vorberichterstattung des Spiels, so dass ihnen auch nicht langweilig wird. Sollte die Behandlung sehr lange dauern, können Sie hier das Spiel sehen. Was für ein Glück!

Ich werde währenddessen von einem netten Arzt behandelt, der eine bakterielle Fußinfektion diagnostiziert, mir aber auch versichert, dass ich nach nur zwei bis drei Tagen Ruhe und Antibiotika weiterlaufen kann. Puh! Ich bin sehr erleichtert, wäre es doch das schlimmste, so kurz vorm Ziel aufgeben zu müssen.
auf Socken und mit guten Neuigkeiten werde ich um halb vier entlassen und hole die Jungs im Wartezimmer ab.

Jetzt haben wir noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Spielbeginn. Wir erfahren, dass es im nächsten Ort namens Gorham ein Pizza-Restaurant mit einer Art Sportsbar gibt, in dem das Spiel gezeigt wird. Doch wie kommen wir jetzt schnellstmöglich dorthin? Wir fragen die hilfsbereite Dame an der Anmeldung, die uns eine Fahrt im Krankenwagen organisiert. Dieser ist natürlich nicht im Einsatz, sondern fährt nur von Berlin zur Feuerwache in Gorham. Die drei Sanitäter sind super nett und fahren uns sogar direkt bis vor das Restaurant. Wie verrückt!

So sitzen wir also pünktlich um Vier mit Cola, Pizza und verarzteten Füßen vor dem Fernseher. Wenn das mal kein Timing ist. Die Deutschen gewinnen auch noch und so nimmt dieser Tag für uns alle ein gutes Ende. Wir mieten uns in einem Motel um die Ecke ein und planen die nächsten Tage. Ich werde mit einem Shuttle nach Andover fahren und dort auf die Jungs warten, die bis dorthin wandern. Somit verpasse ich ein paar Meilen, kann mich aber ausruhen und die Füße pflegen, um dann bis zum Schluss weiterlaufen zu können.

Statistik zu diesem Abschnitt

Reisezeitraum: 22.06.2014 – 01.07.2014

Tage auf dem Appalachian Trail insgesamt: 133

Gewanderte Kilometer in diesem Abschnitt: 178,6

Gewanderte Kilometer auf dem Appalachian Trail insgesamt: 3001,6

Trail Magic auf diesem Abschnitt:
– Eis beim Ice-Cream-Man
– Viele diverse Snacks von Tageswanderern

10 Responses

  1. christiane
    | Antworten

    Hoffe alle Fuesse sind wieder heil. Und OLE OLE OLEOLE zum Weltmeistertitel. Hoffe Ihr hattet gutes Timing und konntet das Finale auch anschauen!

  2. Inge Wölke
    | Antworten

    Liebe Wanderer,
    Es war für uns wieder ein spannender Einblick vom Trail.
    Wir hoffen und drücken die Daumen, daß Ihr wohlbehalten das Finale mit der letzten Herrausforderung -der Gebirgskette -erreicht.
    Viele liebe Grüße vom Flachland der Ostseeküste senden Euch OH und OI

  3. Runner-Up
    | Antworten

    Und wieder ein Thru-Hiker weniger… Schade! Ich hoffe, deine Füße sind wieder OK! Vor euch liegt eine der schönsten Strecken des AT!!!

  4. Beate
    | Antworten

    Ihr großartigen Kämpfer,
    der Countdown läuft und wir fiebern mit Euch Eurem großen Ziel entgegen!!! Beißt die Zähne zusammen und haltet durch!
    Wir sind ganz gespannt auf Eure Meldung und Fotos!
    Herzliche Grüße von Uwe und Beate (PuM)

  5. Mary Ellen Morris
    | Antworten

    Hiking trio – you completed some major milestones on that difficult stretch of the AT – WOW, really awesome. I’m glad Mt. Washington treated you kindly with good weather and no wind! Wall-E I hope your feet are fully recovered at this point. What fun & good timing to meet Crunchie and Timeout on the trail again too, hopefully you will see more of them.
    Soon you’ll reach your goal – Happy trails till you get there!
    Best regards, Blog Mom

  6. Beate
    | Antworten

    Tataaaaah! Und da kommen sie schon, unsere Sportsfreunde, geradewegs auf der Zielgerade! Nur noch wenige Kilometer – dann sind endlich die Strapazen der vergangenen Monate vorbei und auf dem Gipfel wartet die Verewigung ins Buch der echten Thruhiker! Ein unvergessliches Erlebnis, Kraft-, Mut- und Beziehungsprobe zugleich und hoffentlich habt Ihr Klarheit gewonnen, was für Euch sonst noch im Leben wichtig ist!
    Wir freuen uns auf Euch!
    Herzliche Grüße Uwe und Beate (PuM)

  7. Basisstation
    | Antworten

    Jawohl, es kann nicht mehr weit sein. Das Ziel ist schon so nah und gleich kommt der Erlösungschrei „Geschaaaffft“. Wir werden es bis Ziegenhals hören.
    Also alle Kräfte nochmals bündeln und auf zum letzten kleinen Ritt. Ihr schafft es, ihr seit doch schon groß.
    Dann kommt das lang ersehnte Wiedersehen mit echten Thru Hikern.
    Wir freuen uns sehr!!!
    Liebe Grüße von VaT und MuT (V+C?

  8. Beate
    | Antworten

    Hurraaaah, hurraaaah Ihr echten Thruhikers, Ihr habt’s geschafft!
    Wir bewundern Eure Ausdauer und Stärke und wollen Euch nun ganz bald drücken und in unsere Arme schließen! Ihr seid ganze Kerle ( sorry, Wall -E – Du auch!)!!!
    Wir freuen uns mit Euch und sind sehr gespannt auf das Beweisfoto!!!
    Beste entspannte Weiter- und Sightseeing-Reise, herzliche Grüße besonders an Mary Ellen, die Euch so großartig zur Seite steht!!!
    Bis bald! Juhuuuuh!
    Uwe und Beate ( PuM)

  9. Basisstation
    | Antworten

    Hurra,
    wir waren uns ziemlich sicher, dass Ihr Euch durchbeißt!!! Ihr drei seid echte Indianer, die kennen keinen Schmerz!! Wir freuen uns mit Euch über das erreichte Ziel bei bester Gesundheit! Nun lasst uns nicht länger auf ein freudiges Beweisfoto der „echten Thru-Hiker“ warten! Nun geniesst dort die Zeit noch und grüßt Marry Ellen, die Euch sicher eine tolle Blog – Mamma war!!!
    Wir freuen uns auf unser gemeinsames Wiedersehen !
    Liebe Grüße an unser Trio von
    VaT u. MuT. (V+C)

  10. Carmen
    | Antworten

    Hallo Ihr Drei, sehr beeindruckt und voller Bewunderung über Eure Leistung,lesen wir immer wieder gern Eure Geschichten. Auch wir sind auf Euer Zielfoto sehr gespannt. Wir wünschen Euch für Eure letzten Meilen, alles Gute und natürlich schönes Wanderwetter.
    Sonnige und heiße Grüße aus Bruchköbel
    Willi und Carmen

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