Nachdem wir nun schon seit einigen Tagen per Schiff der Hurtigruten an Norwegens Küsten entlang gefahren waren (zum Nachlesen: Teil 1, Teil 2 und Teil 3), hatten wir nun einen Zwischenstopp auf der Inselkette der Lofoten eingelegt. Damit hieß es auch Abschied nehmen von der MS Finnmarken (jetzt MS Otto Sverdrup), die natürlich nach zwei Stunden Liegezeit ihre normale Route Richtung Bergen fortsetzte. Wir jedoch holten unseren Mietwagen am Flughafen ab und fuhren dann zu unserem Dominzil in Sildpollen, ca. 15 Minuten Autofahrt von Svolvær.
Zwar war das Haus recht schwer zu finden (vor allem, da es jetzt bereits Nacht war), doch dank tatkräftiger Mithilfe unserer Vermieter Emma und Signar gelang es uns dann doch. Und als Emma gerade fertig war, uns das Haus zu zeigen und ein Vorschläge für den kommenden Tag zu unterbreiten, entflammte mal wieder der Himmel mit einem kräftigen und intensiven Polarlicht. Noch lange standen wir wie gebannt auf der Terasse und genossen den Ausblick in den Himmel. Dieses beeindruckende Naturschauspiel ist einfach immer wieder so faszinierend, dass man sich kaum sattsehen kann.
Nun standen also zwei Tage Lofoten auf dem Programm. Einerseits klar, dass man in dieser Zeitspanne unmöglich alles der mehr als 100 km langen Inselkette sehen kann, doch andererseits versucht man dann eben doch, möglichst viel in sich aufzunehmen. Also ab ins Auto und entlang der E10 sowie einiger schöner Nebenstrecken ins kleine Dörfchen Reine ganz im Südwesten der Lofoten. Reine entspricht vermutlich so jedem Klischee, dass sich über die Lofoten finden lässt (steile Berge, bunte Häuser, Gestelle zum Trocknen des Stockfisches, gebaut um eine kleine Bucht herum, …). Doch diese Klischees haben ja auch ihren Grund, denn der kleine Ort hat uns gleich in seinen Bann gezogen. Ein typisches Postkartenmotiv!
Ganz ähnlich erging es uns im nicht weit entfernten Å, dem Ort mit dem kürzesten Ortsnamen weltweit. Inmitten der umgebenen Berge und bei besten Wetter tut es richtig gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und die unglaubliche Natur in sich aufzunehmen. Das gelang uns dann auch noch am Strand in Haukland. Den Tipp hatten wir von unserem angesprochenen Wanderführer in Tromsø erhalten.
Und es zeigte sich, dass an den Empfehlungen der „Einheimischen“ häufig was dran ist. Einen solch schönen Strand würde man vermutlich eher in der Südsee, aber nicht nördlich des Polarkreises erwarten. Dazu noch die untergehende Sonne – perfekt! Da fehlt eigentlich nur noch ein typisch regionales Essen um den Tag abzurunden. Das nahmen wir dann in Svolvær im Restaurant Børsen Spiseri zu uns, wo wir die lofotische Spezialität Stockfisch probierten. Das war dann nicht ganz so nach unserem Geschmack, aber das muss wohl auch mal sein.
Da Tag eins auf den Lofoten von ziemlich langen Autofahrten geprägt war, ließen wir Tag zwei entspannter angehen. So fuhren wir zuerst nach Henningsvær, einem beschaulichen Fischerdörfchen nicht weit von Svolvær entfernt. Hier folgten wir einem weiteren Tipp und schauten uns den örtlichen Fussballplatz an, der wirklich sehr idyllisch liegt (was allerdings am besten auf Luftaufnahmen deutlich wird). Wir hätten allein von den umgebenden Hügeln stundenlang auf das Meer schauen können. Da sich langsam aber der Hunger bemerkbar machte, schlenderten wir noch durch das Örtchen und nahmen ganz entspannt bei mal wieder blauem Himmel und ca. 15 Grad Celsius ein paar Kleinigkeiten zu uns.
So gestärkt konnten wir zu der von Emma empfohlenen Wanderung auf den 419 m hohen Glomtinden aufbrechen. Die Wanderung vom Parkplatz an der Strasse war einfach, dauerte nur ca. 40 Minuten. Vom Gipfel hatten wir traumhaft schöne Ausblicke Richtung Svolvær zur einen und Richtung Å zur anderen Seite (auch wenn wir letzteres nicht sehen konnten. Und das alles immer noch bei schönstem Wetter.
Doch langsam, aber sicher neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. So stiegen wir wieder ab und beschlossen uns als krönenden Abschluss unseres Lofotenaufenthaltes noch den Sonnenuntergang anzusehen. Ein kurzer Blick auf die Karte ergab die kleine, per Straßen und Brücken verbundene Insel Gimsøy als ein passendes und vor allem erreichbares Ziel. Gesagt, getan. Leider mussten wir bei unserer Ankunft feststellen, dass ein weiter westlich gelegener Teil der bergigen Lofoten dem direkten Genuss des Sonnenuntergangs „im Weg stand“.
Trotzdem spazierten wir auf der kleinen Mole entlang zum ganz am Ende befindlichen Leuchtturm. Das Licht des Sonnenuntergangs erzeugte dabei eine magische Stimmung. Und zu unserer Verblüffung fanden wir am Leuchtturm noch den knöchernen Kopf eines Wales. Doch nun wurde es Zeit, unser zweites Schiff zu erreichen und unsere Reise Richtung Süden fortzusetzen. So fuhren wir wieder zurück nach Svolvær, gaben den Mietwagen ab und begaben uns an Bord der MS Vesterålen, dem zweitältesten Schiff der Hurtigruten. Obwohl das Schiff deutlich kleiner und älter als die MS Finnmarken war, versprühte es ebenfalls einen besonderen Charme.
Mit der MS Vesterålen ging es nun weiter Richtung Süden. Das Wetter war immer noch zauberhaft, aber der Wind hatte aufgefrischt und machte lange Aufenthalte an Deck etwas ungemütlich. Außerdem sorgte er für zunehmenden Wellengang, so dass wir die Schiffsbewegungen nun deutlicher wahrnahmen. Oder lag das nur an den fehlenden Stabilisatoren und der kleineren Größe des Schiffes? Wie dem auch sei, wir beschlossen den längeren Aufenthalt in Brønnøysund für einen Landgang zu nutzen, um uns mal wieder die Beine zu vertreten. Allerdings gab es außer der leider verschlossenen Kirche in dem verschlafenen Ort nicht viel zu sehen, so dass es ein eher unaufregender Spaziergang wurde.
Die eigentliche Sehenswürdigkeit dieses Tages passierten wir kurz nach unserer Abfahrt aus Brønnøysund: Den Berg Torghatten, der für sein ca. 35 Meter großes Loch bekannt ist. Jenes Loch ist nach Darstellung der Wissenschaft in der letzten Eiszeit entstanden, aber die Sage rund um seine Entstehung regt die Phantasie natürlich viel mehr an. Doch viel Zeit hatten wir nicht, uns den Gedanken zum „Loch im Berg“ hingeben zu können. Denn nur auf der MS Vesterålen gibt es das „Hinter den Kulissen“-Programm der Hurtigruten-Reederei. Dabei wird täglich ein anderes Detail der Arbeit hinter den Kulissen vorgestellt. In unserem Fall lauschten wir den Ausführungen des Hotelmanager genannten Chefs der Gästebetreuung, der interessante, aber auch triviale Einblicke in das Leben an Bord zu berichten wusste.
Und so neigte sich unsere Reise nun dem Ende zu, denn der Stop am nächsten Morgen war bereits Trondheim. Bis hierhin hatten wir gebucht und so verließen wir die MS Vesterålen. Weiter ging es nun über Land per Zug nach Oslo. Leider war uns das Wetter heute nicht so gewogen, denn es regnete die gesamte Zeit nach Abfahrt aus Trondheim bis zur Ankunft in Oslo. So konnten wir die eigentlich sehr schöne Landschaft, die an uns vorüber glitt, nicht sonderlich gut sehen und genießen. Dabei gilt die Strecke der „Dovrebanen“ eigentlich als eine der schönsten in Norwegen. Lächelnd dachten wir daran zurück, welch ein Glück wir beim Rest der Reise mit dem Wetter gehabt haben.
Aufgrund des Regens fiel auch unsere Besichtigung Oslos eher kurz aus. Doch aufgrund eines früheren Besuches kannte ich schon die Mathallen, eine alte Markthalle, in der auch gutes Essen angeboten wird. Oslo offenbarte daher zum Abschluss eher einige Leckerbissen im eher wörtlichen, als im touristischen Sinne. Und am nächsten Tag ging es dann per Zug über Schweden und Dänemark wieder zurück nach Deutschland.
So endet also unser Ausflug an Norwegens Küsten mit den Postschiffen der Hurtigruten. Eine beeindruckende Reise voller Entschleunigung, geradezu bombastischer Landschaft, unglaublich intensiven Polarlichter und mit einer gehörigen Glück mit dem Wetter. Auch wenn das im bisherigen Lichte dieses Blogs vielleicht eine etwas aus dem Rahmen fallende Frischluftgeschichte ist, so ist es doch eine, an die wir sehr gerne zurückdenken und die es wert war, erzählt zu werden.
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