In Kirkenes waren wir nun am Wendepunkt unserer Hurtigrutenreise (was bisher geschah: Teil 1 und Teil 2) angekommen. Von hier aus ging es wieder zurück nach Süden. Wer nun denkt, dass es wenig sinnvoll ist, auch wieder in die andere Richtung zu fahren, da man ja an all den Orten bereits vorbeigekommen ist, irrt ein wenig. Denn ungefähr die Hälfte der Orte hat das Schiff ja bei Nacht angefahren. Die südgehende Strecke bietet nun die Gelegenheit, auch einen Blick auf diese Orte zu werfen.
Der erste dieser Orte ist Vardø, das auch gerne als „östlichster Ort Westeuropas“ bezeichnet wird, da sie weiter östlich als Istanbul oder St. Petersburg liegt. Unbedingt besuchenswert ist das dortige Mahnmal, das an die Hexenverbrennungen in der Finnmark im 17. Jahrhundert erinnert! Wir bekamen den Tipp von gleich mehreren Besatzungsmitgliedern der MS Finnmarken und können ihn guten Gewissens weitergeben.
Uns hat es jedenfalls sehr beeindruckt, auch wenn die Texte der Tafeln leider nur auf norwegisch waren. (Es gibt jedoch auch ein erklärendes Heft mit den Übersetzungen aller Tafeln in englischer Sprache.) Da die Liegezeit des Schiffes in Vardø nur eine Stunde beträgt, muss man sich bei Besichtigung allerdings etwas sputen. Wir schafften es geradeso wieder zurück auf die MS Finnmarken (jetzt MS Otto Sverdrup).
Wieder zurück auf dem Schiff ging es weiter Richtung Hammerfest, wo es ebenfalls einen etwas längeren Aufenthalt gibt. Also gingen wir auch hier von Bord. Die zwei Stunden hier reichen bequem aus, um über den „Zick-Zack-Weg“ auf den nahegelegenen Aussichtspunkt Salen zu gelangen. Von dort oben hatten wir einen wirklich schönen Blick über die Stadt und die Bucht.
Ich brauche vermutlich nicht zu erwähnen, dass wir dabei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein hatten? Das Wetter hat es für die zweite Septemberhälfe wirklich äußerst gut mit uns gemeint! So konnten wir im Hintergrund der Szenerie auch die große Erdgasverflüssigungsanlage auf der Insel Melkøya sehen, an der wir mit dem Schiff vorher bereits vorbeigefahren war.
Nach rechtzeitiger Rückkehr ging es weiter an Norwegens Küste entlang in Richtung Tromsø. Dort kamen wir erst am späten Abend an. Doch wir waren noch hellwach, da ein Besuch der Eismeerkathedrale genannten Kirche des Ortsteils Tromsdalen inkl. Konzert anstand. Also runter vom Schiff, rein in die bereitstehenden Busse und auf zum Konzert. Begleitet von Cello und Klavier sang eine junge Frau mit erstaunlicher Stimme ca. zehn verschiedene Lieder. Ein wirklich tolles Konzert! Zwar waren wir somit erst gegen 1:30 Uhr im Bett, aber das hat sich gelohnt!
Gleiches kann man auch vom folgenden Tag sagen, denn nun konnten wir auch die Inselgruppen der Vesterålen und nordöstlichen Teil der Lofoten sehen, die wir auf der Hinfahrt bei Nacht passierten. Die Fahrt durch die Inselgruppen hatte vor allem den Effekt, dass wir nun mehrfach zwischen größeren und kleineren Insel durchfuhren und insgesamt der Küste näher waren. Entsprechend schöne Ausblicke gab es. Höhepunkt des Tages war dann ohne Zweifel die Einfahrt in den Trollfjord, einen Sackgassen-Seitenarm des Raftsundes.
Der Trollfjord ist am Eingang nur wenig breiter als die MS Finnmarken und wird an den Seiten von steil aufragenden Felswänden begrenzt. Es ist ein wenig so, als führe man durch einen nach oben offenen Tunnel. Glücklicherweise ist der Trollfjord am Ende breit genug für ein Wendemanöver, so dass wir auch wieder herauskamen und unsere Reise Richtung Svolvær, der „Hauptstadt“ der Lofoten fortsetzen konnten.
Dort gingen wir von Bord, denn die berühmte Inselkette der Lofoten wollten wir genauer unter die Lupe nehmen. Daher hatten wir für zwei Tage ein kleines Haus in der Nähe von Svolvær gemietet und waren nun gespannt, welche Frischluftgeschichten wir von hier mit nach Hause bringen würden.
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