Nachdem ich mit der Nullarbor Wüste nun erfolgreich eine der gefürchtesten Autostrecken in Australien durchquert hatte, kam ich in Port Augusta (300 km nördlich von Adelaide) an. Hier hatte ich mich mit Patrick verabredet, um mit ihm gemeinsam das rote Zentrum Australiens zu erkunden. Verabredungen unter Reisenden geschehen in Australien entweder über Facebook oder über das Kleinanzeigenportal . Ich hatte eine Anzeige mit Reiseziel Uluru (auch bekannt als Ayers Rock) in Gumtree aufgegeben und Patrick hatte sich gemeldet. Nun war es Zeit, sich zu treffen.
Ich sammelte ihn vor der örtlichen Touristeninformation ein und er stellte sich ab dem ersten Moment als sympatischer und lustiger kleiner Italiener heraus. Wie sich in den folgenden Tagen zeigen sollte, täuschte der erste Eindruck überhaupt nicht. Wir suchten uns einen Campingplatz und planten die folgenden Tage. Das war auch nötig, denn nun ging es richtig ins Nichts. Zwischen uns und unserem Ziel Uluru lagen mehr als 1200 km Straße, entlang der es nur eine größere Siedlung (Cobber Pedy – 3500 Einwohner) gab.
Als hieß es vor allem, genug Wasser (mindestens 4 Liter pro Tag und Person!) und Lebensmittel einzukaufen. Mitten im australischen Sommer in die Mitte des Landes zu fahren, kann auch nur Touristen einfallen. Einheimischen ist es dort um diese Zeit viel zu warm. Aber Touristen nehmen für Sehenswürdigkeiten ja einiges in Kauf. Und so fuhren wir los, von Port Augusta aus immer Richtung Norden.
Der Stewart Highway, die Straße Darwin im Norden mit Port Augusta im Süden verbindet und so Australien „halbiert“, führte schon kurz hinter unserem Startort durch immer vegetationsärmere Gebiete. Die Sonne knallte vom Himmel und zu sehen gab es zwar durchaus abwechslungsreiche Landschaft, aber eben immer Wüste oder wüstenähnliche Gegenden. Patrick und ich wechselten uns ab beim Fahren, so dass wir ohne Probleme nach Coober Pedy hineinrollten.
Die „Stadt“ ist insofern etwas besonders, als dass dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts große Opalvorkommen entdeckt wurden. Viele der Leute, die dort im Anschluss ihr Glück versuchten, waren Ex-Soldaten die aus den europäischen Schützengräben des 1. Weltkrieges heimkehrten. An das Leben unter Tage gewöhnt, schufen sie sich auch in Coober Pedy unterirdische Wohnungen, um der Hitze zu entfliehen. Sogar unterirdische Kirchen gibt es dort! Diese Einrichtungen werden auch heute noch genutzt, wobei einige Wohnungen in Museen umgewandelt wurden. Eine davon haben wir am Folgetag auch besichtigt, doch zuvor brauchten wir eine Übernachtungsmöglichkeit. Natürlich haben wir auch diese unter Tage gefunden, so dass ich zum ersten Mal im Leben unter der Erde campiert habe. Schön kühl!
Nach unserem Sightseeing in Coober Pedy standen noch weitere 750 km bis Uluru an. Also ab ins Auto und weitergefahren. Als wir unserem Ziel schon recht nahe waren, begann es zu regnen und wir konnten große Gewitterwolken über dem Uluru-Gebiet erkennen. Also entschlossen wir uns zu einer Planänderung und bogen zuerst einmal Richtung Kings Canyon ab. Eine gute Entscheidung!
Da der beliebte Wanderweg entlang des Randes des Kings Canyon bei hohen Temperaturen schon ab 9 Uhr morgens gesperrt wird und für den folgenden Tag 38 Grad vorhergesagt wurden, war frühes Aufstehen angesagt. Die Wanderung stellte sich als wirklich spektakulär und wunderschön heraus. Neben den imposanten, steil abfallenden Felswänden brannte sich vor allem das Wasserloch „Garten von Eden“ in mein Gedächtnis. Ein Platz so voller Leben (Vögel, Insekten, Frösche, Pflanzen etc.) mitten in einer so kargen Landschaft und dabei gleichzeitig so friedlich war schon etwas sehr besonderes. Zumindest wurde es friedlich, nachdem die Gruppe französischer Jugendlicher abgezogen war.
Nachdem wir uns ausgiebig an den Naturschönheiten gelabt hatten, ging es weiter Richtung Uluru – Kata Tjuta Nationalpark. Der berühmte Sonnenuntergang am Uluru-Monolith dort war unser Ziel. Schlappe 3,5 Stunden Fahrzeit später standen wir dann vor dem gigantischen Felsen. Ein irgendwie surrealer Anblick, denn Uluru scheint aus dem Nichts urplötzlich aus dem Boden zu wachsen. Auch die Felsoberfläche ist durch die jahrtausendelange Erosion seltsam glatt (Wasser) und porös (Sand) zugleich, was den Anblick noch merkwürdiger macht.
Doch auch hier war es fast unerträglich heiß. So beschränkten wir unsere geplante Wanderung auf einige kleine Teilstrecken und umfuhren den gesamten Berg. Als eine der Haupttouristenattraktionen im Land sind die Straßenverhältnisse hier natürlich exellent. Dann ging es zum extra eingerichteten „Schau Dir den Sonnenuntergang an – Parkplatz“, der schon gut gefüllt war. Der Sonnenuntergang ließ sich dann auch nicht lumpen und zauberte ein noch tieferes Orange auf den sowieso schon gut mit dieser Farbe gesegneten Fels.
Und obwohl es erst kurz nach 20 Uhr war, wollten wir möglichst schnell ins Bett. Denn bereits um 5:50 Uhr ging die Sonne ja wieder auf, so dass wir bereits um 5 Uhr am Eingang sein mussten, um den Sonnenaufgang an der ca. 40 km entfernten Kata-Tjuta Felsformation (auch bekannt als „die Olgas“) zu sehen. Also ab auf den Zeltplatz und hinein in die Schlafsäcke.
Als um 4:30 Uhr der Wecker klingelt, regnet es. Na toll! Aber noch ist ja Zeit. Also alles zusammen packen und ab ins Auto. Wir sind die ersten am Tor und die wachhabende Rangerin hat gute Laune, so dass sie schon fünf Minuten vor der Zeit für uns die Schranke öffnet. Mit Volldampf düsen wir Richtung Kata-Tjuta. Natürlich gibt es auch hier einen extra „Schau Dir den Sonnenaufgang an“ – Parkplatz.
Und als es dann langsam hell wird, hat zwar der Regen aufgehört, aber die Wolkendecke ist trotzdem noch so dicht, dass das Farbenschauspiel diesmal ausfällt und die Wolken so tief hängen, dass sie einen Großteil der Felsen verdecken. Wir sind etwas gefrustet und mit uns noch ca. 30 andere Touristen, die ebenfalls früh aufgestanden sind. Trotzdem entschliessen wir uns, die Wanderung durch das „Tal der Winde“ (Valley of the winds) in den Kata Tjuta Felsen zu unternehmen. Wenn man schon mal da ist… Und was dann folgt, sollte sich für mich als die bis dahin schönste und beeindruckendste Wanderung in Australien herausstellen.
Nach einem schnellen schnellen Frühstück auf dem Parkplatz laufen wir langsam in die Felsformation hinein. Aufgrund der frühen Tageszeit und der tiefhängenden Wolkendecke ist es angenehm kühl. Schon von weitem hören wir seltsame Geräusche, die wir als Schafsblöcken identifizieren. Seltsam nur, dass keine Schafe zu sehen sind und es hier im National Park auch keine Agrarwirtschaft geben dürfte. Das Blöken wird immer lauter, je weiter wir in das Tal vordringen, aber Schafe sind keine zu sehen.
Das Geheimnis klärt sich auf, als wir plötzlich an einem Bach stehen. Frösche! Unmengen davon und so gut getarnt, dass sie kaum auszumachen sind. Der Regen der letzten Tage hat den Bach gut mit Wasser gefüllt und die Frösche davon überzeugt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt zur Vermehrung gekommen ist. Und so werben die Männchen lautstark um die weibliche Gunst. Ein Schauspiel mit erstaunlichem Gänsehautgefühl, hier mitten in der Wüste. Ein Tourguide wird uns später erzählen, dass er das in mehr als 25 Jahren Tätigkeit auch erst 10 Mal erlebt hat. Und wieder einmal sind wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Apropos „richtiger Ort“: Überhaupt findet sich im gesamten Tal erstaunlich viel Grün. Das hatte ich so in dieser Gegend nicht erwartet. Aber die Pflanzen hier sind an den spärlichen Regen so gut angepasst, dass sie ihn sehr effektiv nutzen, so bald er auftritt. Und die letzten Tagen waren sehr regenreich, so dass die Gegend nun vor Grün nur so überquillt. Es wird dadurch wie gesagt eine sehr bemerkenswerte Wanderung in einer sehr besonderen Landschaft. Vielleicht das schönste, was ich bisher auf dem fünften Kontinent gesehen habe.
Wir treffen dort auch Keith, einen Amerikaner aus Philadelphia, den wir spontan einladen, seiner unflexiblen Bustour Lebewohl zu sagen und stattdessen den Rest des Tages mit uns den Nationalpark zu erkunden. Und wir treffen besagten Tourguide, der uns den wertvollen Tipp gibt, uns in der Nähe von Alice Springs unbedingt noch den West MacDonnell Gebirgszug mit seinen Wasserlöchern anzusehen.
Doch zuerst erkunden wir noch ein bisschen das Kata Tjuta Gebiet, bevor wir noch mal zum Uluru fahren. Hier wollen wir ebenfalls noch zu einem Wasserloch, dem Mala Wasserloch. Auch dies wieder ein sehr friedlicher und inspirierender Ort, den wir glücklicherweise sogar für uns haben und so ganz besonders genießen können.
Dann geht es mal wieder auf die Straße und zwar ab nach Alice Springs. Patrick hofft da auf eine Mitfahrgelegenheit Richtung Ostküste und ich auf einen „Passagier“ zurück Richtung Süden. Doch am nächsten Tag erkunden wir erst einmal die empfohlene West MacDonnell Range. Und sie stellt sich wirklich als ebenfalls sehr schön heraus. Das ist übrigens auch das Gebiet, durch das der bekannte Larapinta Wanderweg führt. Spontan beschließe ich, den auch „irgendwann“ mal zu wandern. Die Wasserlöcher und Schluchten entlang der Strecke sind einfach traumhaft.
Zurück in Alice Springs finden dann sowohl Patrick, als auch ich die gewünschten Reisepartner. Es ist ein wenig schade, sich von Patrick verabschieden zu müssen, denn er war wirklich ein angenehmer Kompanion. Aber Rodger, mein neuer, taiwanesischer Mitreisender, stellt sich in den nächsten Tagen als ebenfalls guter Griff heraus. Gemeinsam bewältigen wir nun in zwei Tagesetappen den Weg zurück nach Port Augusta, wo sich unsere Wege schon wieder trennen. Er will nach Adelaide, doch ich will vorher noch sowohl die Eyre Halbinsel als auch das Flinders Gebiet erkunden.
Basisstation
Hallo Robert,
wie schön, wenn der Sonntag mit einer neuen Frischluftgeschichte beginnt. Wir freuen uns sehr über Deine Eindrücke, netten Begleiter, schönen Fotos und somit fühlen wir uns selbst mitten im Urlaubsspaß.
Schön, dass es Dir gut. Hab weiterhin viel Spaß, schöne Erlebnisse und nette Menschen um Dich rum.
Liebe Grüße von V+M
Robert
Hallo Basisstation,
freut mich, dass Euch die Geschichte gefallen hat und pünktlich zum Wochenende kam. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass es „immer wieder sonntags“ wird. ;-)
Viele Grüße
Robert
Mary Ellen Morris
Hi Robert,
Great pictures if Uluru and the Olgas area. I’m glad you enjoyed it and had a travelling buddy to share the sights with. I was there over 20 years ago and stood in about the same spot you and Patrick did in the photo above. It looks the same! When I was there I flew over both formations in a small plane as well as hiked to the top of Uluru, which I don’t think you can do anymore….? Anyway it was a beautiful and magical place and one of my favorites in Australia. I did also go for a camel ride when I was in that area which was great fun. The stars are amazing in the desert and I hope you’ve had a chance to observe them and see the Southern Cross! Keep enjoying the travels and scenery!
Best regards, Mary Ellen
Robert
So my pictures brought back some memories! Nice! You still can hike up Uluru but they try to limit it as much as possible. It was too hot anyway. But the stars are indeed beautiful!