Zurück von meinem Ausflug in das rote Zentrum Australiens wollte ich nun noch die nähere Umgebung von Adelaide erkunden, bevor ich mich endgültig in die fünftgrößte Stadt des Landes aufmache. Zwei Gebiete hatte ich dabei im Auge. Zum einen die V-förmige Eyre Peninsula, wo mich insbesondere die Tierwelt (Delphine, Seelöwen und Koalas) interessierte und zum anderen die Bergwelt der Flinders Range, die vor allem für die ungewöhnliche Formation Wilpena Pound bekannt ist.
Also brach ich von Port Augusta wieder Richtung Westen auf und fuhr einen halben Tag lang „in die falsche Richtung“. Endlich bog die Straße Richtung Küste ab und ich näherte mich Streaky Bay. In der dortigen Touristeninformation (gleichzeitig Tankstelle, Imbiss und Dorfladen) hing ein Modell des größten, jemals mit Hilfe einer Angel (!) gefangenen weißen Hais. Ein richtig großer Brocken. Laut Aushang dauerte es mehr als fünf Stunden, bis das Tier „besiegt“ war. Die ansonsten vorhandenen Informationen zur Gegend waren allerdings eher spärlich. Zumindest zwei Autorouten entlang der Küste wurden vorgeschlagen – der Cape Bauer Drive und der Westall Way Loop. Nachdem ich beide abgefahren bin, kann ich guten Gewissens sagen, dass beide zwar recht schön, aber keineswegs umwerfend sind.
So ging es weiter zum nächsten Ziel – der Seelöwenkolonie am Point Labatt. Genau wie die beiden Routen zuvor, führte der Weg zu den Seelöwen über Schotterpisten. Mein Auto war dies aber offenbar gewohnt und so gab es keinerlei Probleme. Die Seelöwen kann man von einer Klippe aus beobachten, doch als ich kurz vor Sonnenuntergang dort eintraf, lagen nur etwa acht von ihnen träge auf den Felsen. Ich schlief in der Nähe und stattete ihnen am nächsten Morgen einen erneuten Besuch ab. Auch diesmal konnte ich nur wenige entdecken, doch zumindest waren sie ein wenig aktiver.
Zeit, näher an sie heranzukommen! Das ist zwar am Point Labatt nicht möglich, wohl aber im nahe gelegenen Örtchen Baird Bay, wo hautnahe Touren zu Delphinen und Seehunden angeboten werden. Schwimmen mit diesen faszinierenden Meeresbewohnern konnte ich mir nicht entgehen lassen! Ich war etwas spät dran, konnte aber erfreulicherweise noch den letzten Platz der heutigen Tour ergattern. Also schnell in den Neoprenanzug gezwängt und ab auf das kleine Boot. Glücklicherweise sind die Tour dort klein gehalten, so dass wir nur 14 Teilnehmer waren.
Unser Bootsführer entschied, dass es wohl das Beste wäre, zuerst die Delphine aufzusuchen. Also ging es zu einem unscheinbaren Fleckchen in der Bucht und wir stiegen alle ins Wasser. Bereits nach wenigen Sekunden schwammen ca. 15 Delphine um uns herum. Die Tiere sind allerdings dermaßen flink, dass man schon im richtigen Moment in die richtige Richtung schauen muss. Trotzdem kamen sie uns bis auf ca. einen Meter nahe, so dass man sie im recht klaren Wasser sehr gut erkennen konnte. Nach etwa 25 Minuten nahm ihr Interesse an uns allerdings ab und sie entfernten sich allmählich. Daher krabbelten wir alle wieder ins Boot und fuhren zu den Seehunden. Zwei Delphine begleiteten uns dabei noch ein Stück, wobei sie immer wieder leicht aus dem Wasser sprangen.
An der Bucht der Seehunde angekommen, lagen die meisten von ihnen recht faul am Strand. Doch sobald wir ins Wasser gingen, war das Interesse von einigen von ihnen geweckt. Und so tollten wir bald mit sechs von ihnen durchs Wasser. Die Tiere waren zwar ebenfalls unglaublich agil im Wasser, doch durch ihren Spieltrieb und ihr Interesse an uns waren sie leichter zu beobachten. Auch die Seehunde kamen uns dabei sehr nahe. Ein erwachsenes Tier hatte scheinbar besonderen Gefallen an mir gefunden, denn es drückte mir nach einer Weile gemeinsamen Spiels kurz hintereinander zwei „Küsse“ auf die Stirn. Ein außergewöhnliches Erlebnis!
Nach mehr als zwei Stunden im Wasser (gut warm gehalten durch den Neoprenanzug) forderte mich unser Bootsführer dann unmissverständlich auf, doch nun endlich wieder an Bord zu steigen. Den anderen Tourteilnehmern sei kalt und es sei auch Zeit für die Rückkehr. Schade, ich hätte es sicher noch eine ganze Weile bei den putzigen Tieren ausgehalten. In jedem Fall war es aber ein unglaublich schönes und intensives Erlebnis!
Und das musste auch ersteinmal ein wenig verdaut werden. Daher entschied ich mich, obwohl es erst Mittag war, an diesem Tag nicht mehr weiter zu fahren, sondern auf dem örtlichen Stellplatz zu übernachten. Dort traf ich auf Patrick aus Franken, der die Tour vor zwei Tagen mitgemacht hatte. Er erzählte mir von einem Einheimischen namens Stan, der ihn zum Fischen eingeladen hätte und abends immer auf eine Unterhaltung vorbei käme. Und so kam es auch. Wir kamen schnell ins Gespräch über dies und das, bevor Stan dann seine Kühlbox hervorholte und den am Vormittag gefangenen Fisch zubereitete. Das ergab ein sehr leckeres Mahl! Ganz im Gegensatz zu den Austern, die wir ebenfalls verkosteten. Nach mehrfachem Austertesten kann ich jetzt gesichert festhalten, dass die kulinarische Spezialität nicht mein Fall ist.
Am nächsten Tag ging es weiter an der Küste entlang Richtung Süden. Zuerst schaute ich dabei bei „Murphy’s Haystacks“ vorbei, einer Formation von alten Granitfelsen., die eine geradezu mystische Ruhe austrahlten. Weiter ging es an zwei ausgespülten Höhlen an den Klippen vorbei Richtung Port Lincoln. Dort empfahl man mir zur Übernachtung die Mikkira Station, etwa 30 km von Port Lincoln entfernt. Also machte ich mich auf den Weg und fand ein wahres Kleinod. Nicht nur, dass die Bäume wirklich viele Koalas beherbergten und auch noch viele andere Tiere herumsprangen, auch die Campingwiese war geradezu traumhaft.
Da ich dort erst kurz vor Sonnenuntergang ankam, „warnte“ mich Betty vor den ungewöhnlichen Geräuschen der Koalas bei Nacht. Tatsächlich lassen die Rufe der niedlichen Tiere einen eher an Wildschweine denken. Doch aufgrund der Bettys Warnung schlief ich beruhigt durch, bevor ich dann am nächsten Morgen mit meiner Kamera bewaffnet zum Koala Fotoshooting aufbrach. Die kleinen Beuteltiere sind erstaunlich einfach zu entdecken und lassen sich auch bereitwillig fotografieren. Viel zu beobachten gibt es allerdings nicht, denn die meiste Zeit des Tages verbringen die Tiere träge in den Bäumen sitzend, essend oder schlafend. Doch auch so war dies ebenfalls ein wirklich schönes Naturerlebnis.
Nicht so wirklich schön oder spannend war dann allerdings die Ostküste der Eyre Halbinsel, so dass ich die gesamte Strecke zurück nach Port Augusta durchfuhr. Dort hielt ich mich nicht lange auf, sondern fuhr gleich weiter Richtung Flinders Range. Die Fahrt dorthin überraschte und erfreute mich dann gleichermaßen, denn zum ersten Mal in Australien gab es hier eine recht kurvige Strecke, die sogar häufigen Schalten nötig macht. Eine schöne Abwechslung nach all den langen Geraden. Und so erreichte ich gut gelaunt den Flinders Ranges National Park.
Hauptattraktion des Parks ist die Felsformation Wilpena Pound, die wie eine riesige, ovale Schüssel geformt ist. Natürlich gibt es hier auch eine Menge Wanderwege, von denen ich am nächsten Tag den Weg hinauf zum St. Marys Peak in Angriff nahm. Von oben boten sich schöne Rundblicke in die Umgebung, doch es war trotz Sonnenschein aufgrund des starken Windes auch empfindlich kühl. Also ging es auf einer Alternativroute, die diesmal durch den eigentlichen Wilpena Pound führte, wieder zurück zum Campingplatz.
Sicher hätte es noch einige andere interessante Wanderwege im Flinders Ranges National Park gegeben, doch der Zufall wollte es, dass ich genau zur richtigen Zeit für das Carrieton Rodeo in der Region war. Und da ich noch nie bei einem Rodeo war, beschloss ich, diesem einen Besuch abzustatten. Der Weg nach Carrieton war nicht weit, so dass ich frühzeitig dort ankam und daher sogar noch einen Platz für mich und mein Zelt auf dem örtlichen Campingplatz abbekam.
Das Rodeo startete dann um 16 Uhr und dauerte bis Mitternacht. Eine harte Probe für mein Sitzfleisch! Ich hatte erwartet, dass es hauptsächlich den Klassiker („bleib auf dem wilden Bullen sitzen“) zu sehen gäbe, doch stattdessen gab es gleich eine Vielzahl an Disziplinen. Schnellstmögliches Reiten um drei Fässer, Einfangen von Kälbern mittels Lassos, Reiten auf wilden Pferden und noch einiges mehr. Insofern war die Veranstaltung doch recht abwechslungsreich, obwohl ich zugeben muss, dass aus mir sicherlich kein regelmäßiger Rodeogänger wird. Es aber mal zu sehen, war durchaus interessant.
Zurück auf dem Campingplatz erregte mein Tarp die Aufmerksamkeit des neben mir campierenden älteren Herren, der sich als Mike aus Adelaide herausstellte. Wir kamen ins Gespräch und er lud mich spontan ein, beim ihm zu übernachten. Prima, denn so hatte ich gleich eine Unterkunft in der Stadt, die nun mein nächstes Ziel darstellte.
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