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Von Harpers Ferry, WV nach Carlisle, PA

20,7 Meilen haben wir uns heute vorgenommen. Der Weg führt uns durch das verhältnismäßig flache Maryland. Eine willkommene Abwechslung zu dem bergigen Gelände zuvor. So ziemlich am Ende des Tages treffen wir auf eine Straße, von der aus wir nach Smithsburg trampen wollen, denn wir müssen wieder einmal einkaufen.

15 Minuten lang hält kein Auto, wir warten also sehr viel länger als sonst. Doch dann stoppt plötzlich eine Frau. Sie heißt Rachel und fährt uns zum Supermarkt. Als wir aussteigen, fragt sie dann, ob sie uns auch wieder abholen soll. Wir freuen uns sehr über das Angebot, denn es ist immer schwieriger zurück „in den Wald“ zu trampen. Wir vereinbaren eine Stunde. Da wir unseren Einkauf recht schnell erledigen, bleibt noch Zeit für ein Abendbrot beim Asia- Imbiss. Rachel wartet netterweise bis wir fertig sind. Zurück im Auto fragt sie uns dann, ob wir bei ihr übernachten und duschen wollen. Wow! Wir sind überwältigt und nehmen ihr Angebot sehr gerne an. Damit haben wir nicht gerechnet! Wir verbringen einen sehr netten Abend mit ihr und erzählen ihr von unseren Erlebnissen. Ihr Vater ist den AT ebenfalls gewandert als er 65 war, wie wir später erfahren.
Am nächsten morgen macht Rachel uns sogar noch Blaubeer- Pfannkuchen. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen und sind ihr einfach unfassbar dankbar!

Um 8:30 Uhr setzt sie uns wieder am Trail ab und wir laufen weiter. 18,4 Meilen schaffen wir immerhin und überschreiten dabei die Grenze zu Pennsylvania. Damit sind wir nun im siebten von insgesamt vierzehn Bundesstaaten. Flach aber steinig soll der Weg nun werden und ist vor allem im Norden nicht zu unterschätzen. Der Anfang ist jedoch recht harmlos und so gibt es bis zur Shelter nur wenige steinige Passagen, während der Rest einfach zu laufen ist.

Nach einer ruhigen Nacht laufen wir weiter. 26 Grad Celsius sind für heute angekündigt. Dabei ist es gerade einmal Anfang Mai. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie es wohl im Juli sein wird… Zunächst ist der Himmel noch bedeckt aber es herrscht eine sehr hohe Luft Feuchtigkeit, so dass man nach wenigen Schritten eigentlich komplett nass ist. Später scheint dann auch die Sonne in voller Pracht. Immerhin ist der Weg aber recht eben und es geht nur leicht auf und ab.
Wir campen nach 22.8 Meilen an einer Waldhütte, die leer steht und abgeschlossen ist. Dort können wir uns sogar am Fluss waschen. Ich kann mich allerdings nur dazu überwinden Gesicht, Hände und Füße zu reinigen. Das Wasser ist doch noch recht frisch!

Heute ist ein besonderer Tag für uns, denn wir erreichen die offizielle Half-Way-Markierung. Zu diesem Anlass steht gleich noch eine Herausforderung an: Die Eiscreme- Challenge. Dabei gilt es 2 l Eiscreme in 30 Minuten aufzuessen. Ich freute mich bereits den gesamten Weg darauf und heute soll es also so weit sein. Die Enttäuschung folgt schnell: Der Laden, ein kleiner Supermarkt, hat nur am Wochenende geöffnet und heute ist Freitag. Zusammen mit „Treefrog“, einem anderen Thruhiker, sitzen wir deprimiert vor verschlossenen Türen. Auch er träumte schon seit langem von der riesigen Portion Eiscreme.

Verzweifelt suchen wir in unserem Guidebook nach einem anderen Platz, an dem wir unser Eis bekommen. Und tatsächlich, ca. 8 Meilen weiter soll es noch einen kleinen Laden geben, der täglich geöffnet hat und nur 0,2 Meilen entfernt vom Weg liegt. Da müssen wir hin, auf geht’s!
Dort angekommen, kneife ich. Ich habe einfach zu viel Angst vor den Nebenwirkungen von sooo viel Eis. Schließlich liegt unser Tagesziel noch weitere sieben Meilen von hier entfernt. Philipp ist jedoch mutig und stellt sich der Herausforderung. 2 Liter „Chocolate Chip Cookie Dough Eiscreme“ sind verputzt, ehe wir uns versehen. Ich schaffe gerade einmal 500 ml. Well done, Pillow! Als Preis gibt es jedoch lediglich einen hölzernen Eislöffel mit Stempel des Ladens. Naja, immerhin nicht noch mehr Eis :)
Den Weg zur Shelter schaffen wir alle dennoch ohne Probleme und fallen nach insgesamt knapp 22 Meilen müde in die Schlafsäcke.

Es ist Samstag und wir haben einen kurzen Tag vor uns. In dem kleinen Ort Carlisle, der 12 Meilen entfernt von der Shelter liegt, wollen wir uns ein Motel- Zimmer nehmen und uns ein bisschen ausruhen, beziehungsweise endlich einmal wieder Wäsche waschen. Gegen Mittag erreichen wir unser Ziel und trampen zunächst einmal zum Supermarkt. Da es hier im Norden jedoch deutlich schwieriger ist, jemanden zu finden, der einen mitnimmt, stehen wir eine ganze Weile an der Straße. Doch dann hält endlich ein Auto und bringt uns zu einer Einkaufspassage. Und so gehen wir nach dem einkaufen auch gleich noch zum chinesischen Mittagsbuffet. Für nur sieben Dollar können wir so richtig reinhauen, inklusive Eis und Kuchen.

Danach fährt uns eine nette Dame zum Motel zurück. Dort heißt es dann so gut es geht relaxen. Ich freue mich vor allem auf die Nacht in einem richtigen Bett und eine Dusche.

Statistik zu diesem Abschnitt

Reisezeitraum: 06.05.2014 – 10.05.2014

Tage auf dem Appalachian Trail insgesamt: 79

Gewanderte Kilometer in diesem Abschnitt: 170,6

Gewanderte Kilometer auf dem Appalachian Trail insgesamt: 1811,3

Trail Magic auf diesem Abschnitt:
– Fahrt zum Supermarkt in Smithburg
– Übernachtung und Frühstück bei Rachel
– Fahrt zum Supermarkt und Motel in Carlisle

16 Responses

  1. Beate
    | Antworten

    Hallo liebste Wanderratten, wir freuen uns mit Euch, die halbe Strecke geschafft zu haben! Was für eine Leistung!!! Nun wird der Wald richtig grün! Genießt es, mittendrin zu sein!
    Wir wünschen Euch weiterhin beste Lust und Laune, das Ziel zu erreichen!
    Herzliche Grüße
    Uwe und Beate (PuM)

  2. Kirsten
    | Antworten

    Ihr Lieben,
    während hier das nächste Camp so langsam an den Start geht, seid ihr schon 1800 km gewandert. Krass. In Berlin gibt es nicht so viel Neues.
    Hightlights aus meiner Perspektive: Europawahlen stehen am Sonntag an, der DGB Bundeskongress hat stattgefunden und derzeit tagen die Internationalen Gewerkschaften, das Wetter soll heute toll werden, Stau gibt es immer noch in Massen, weder das Ostkreuz noch der S-Bahnhof Karlshorst sind fertig (vom BER gar nicht zu reden ;-)), die Rechtspopulisten sind leider vor den Wahlen sehr aktiv, am Sonntag wird auch über die weitere Nutzung des Tempelhofer Feldes abgestimmt (mit Fragestellungen, die ich auf Anhieb nicht verstanden habe), der Raupenprozessionsspinner ist wieder (in der Wuhlheide aktiv), beim Fußball gibt es viele Entscheidungen (aber mich interessieren die nicht und ich weiß nicht, ob ihr Fans seid?), Anjas Kind ist noch nicht auf der Welt, bei einer anderen Campteamerin gibt es freudige Neuigkeiten, die Stiftung macht weiter wie bisher (jedoch kein Entrepreneurship-Camp im Herbst), die Müllabfuhr kommt mal wieder nicht durch unsere Straße…. und nun weiß ich keine Neuigkeiten mehr ;-)
    Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß und noch mehr Trail Magic. Ich lese immer gerne eure Geschichten und bin echt beeindruckt.
    Lasst es euch gutgehen und herzliche Grüße aus Berlin (in dem es heute 25 Grad werden soll) Kirsten

    • Philipp
      | Antworten

      Hallo Kirsten,
      danke, dass du uns kurz und kompakt auf den neusten Stand gebracht hast. War amüsant zu lesen und wir drücken natürlich die Daumen, dass die Müllabfuhr endlich einen Weg durch deine Straße findet. Liebe Grüße…

  3. Horny
    | Antworten

    DIGGGAAAAAA!

    Was für ein Bart!!

    Lass‘ den für immer stehen!

    • Philipp
      | Antworten

      Ohhh, das ist jetzt blöd! Da habe ich wohl schlechte Nachrichten für dich. Aber der Bart wächst ja mehr oder weniger nach…

  4. Inge Wölke
    | Antworten

    Liebe Wanderer, wieder habt Ihr uns mit hübschen Fotos und einer neuen Frischluftgeschichte erfreut. Bleibt weiter so tapfer auf dem Pfad und geniesst die Natur in der unglaublich schönen Pflanzenwelt.Wir wandern im Internet mit. Euch alles Gute und viele Grüße von der sonnigen Ostseeküste senden OI und OH

    • Philipp
      | Antworten

      Moin, moin an die Ostseeküste! Mitwandern im Internet, tolle Idee! Da hätten wir ja auch selber drauf kommen können. Wäre an dem ein oder anderen Berg sicher leichter gewesen. Aber wo wir jetzt schon mal hier sind, wollen wir auch wirklich alles laufen. Liebe Grüße an die Ostsee

  5. Ann Endress
    | Antworten

    I truly enjoyed visiting and hiking with you guys. You are a joy to be with. Your parents and grandparents should be very proud of you. Hope our paths cross again.

    • Philipp
      | Antworten

      We enjoyed hiking with you, too. It was an amazing day! We hope to see you soon.

  6. Mariechen
    | Antworten

    Ich hoffe, ihr wandert noch einige Kilometer und macht nicht so schnell schlapp, denn dieser Typ mit der blauen Jacke (oberstes Foto, links) schaut schon fesch aus :-)
    Das Auge wandert bekanntlich mit ;-)

  7. Carmen
    | Antworten

    Happy Birthday, lieber Philipp
    Alles Gute zum Geburtstag, noch viele tolle Erlebnisse auf Eurer Tour und natürlich lass Dich heut von Deinen Wanderkameraden feiern und verwöhnen.
    Einen tollen Tag wünschen Dir
    Willi und Carmen
    Liebe Grüße an Robert und Katerina

    • Philipp
      | Antworten

      Hallo Carmen, hallo Willi,

      vielen, vielen Dank für die Glückwünsche! Ich habe mich sehr über eure Nachricht gefreut. Und natürlich auch vielen Dank für das Paket mit all den Leckereien! Liebe Grüße, Philipp

  8. Fichtner, Sören
    | Antworten

    Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, Philipp!

    Sören und Eltern

    • Philipp
      | Antworten

      Hallo Sören,

      das ist eine Überraschung und ich freue mich sehr, dass du an mich gedacht hast. Ich hoffe, dir/ euch geht es gut?! Viele liebe Grüße an dich und deine Eltern

  9. Christoph, Anna & Joscha
    | Antworten

    Lieber Philipp,

    wir wünschen Dir alles erdenklich Gute zu Deinem Geburtstag. Lass Dich ordentlich feiern. Wir hoffen es geht Euch gut. Jedes Mal, wenn eine neue Mail von Euch in unserer Inbox ist, können wir es garnicht erwarten diese zu lesen. Ebenso freuen wir uns darauf die vielen spannenden Geschichten von Euch erzählt zu bekommen. Bis dahin

    Die Krotzenburger

    • Philipp
      | Antworten

      Hallo nach Krotzenburg,

      vielen Dank für eure Glückwünsche, habe mich wirklich riesig gefreut! Ich hoffe doch, dass ich es endlich auch mal zu euch schaffe, aber vorher muss ich hier noch ein paar Meilen laufen.

      Viele liebe Grüße, Philipp

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