Das Frühstück fällt heute wieder einmal etwas deftiger aus: Mittlerweile ist vor allem Pillow der absolute Profi, wenn es darum geht, Rühreier mit Speck zuzubereiten. Kirk brät derweil die Eierkuchen, die wir zusätzlich mit Ahornsirup genießen. Einfach köstlich!
Obwohl wir uns nach dem reichhaltigen Mahl am liebsten gleich wieder auf die faule Haut legen möchten, packen wir unsere Sachen und setzen unsere Wanderung fort.
15 Meilen stehen heute auf dem Programm, die wir in teilweise knöchelhohem Schnee zurücklegen wollen. Nach ca. der Hälfte des Weges rasten wir am Watauga Lake, als wir plötzlich ein fröhliches Pfeifen hinter uns vernehmen. Wir drehen uns um und springen vor Freude auf: Nigel und Cristin (Timeout & Crunchie) das Paar aus Nottingham, das wir vor Wochen das letzte Mal gesehen haben, kommt freudestrahlend auf uns zu. Nach unserem gemeinsamen Aufenthalt in Neel Gap hatten sich unsere Wege aufgrund unterschiedlicher Laufgeschwindigkeiten leider getrennt. Wir fallen uns in die Arme und sind äußerst froh, einander endlich wiederzusehen.
Gemeinsam laufen wir zur Vandeventer Shelter, wo bereits Kirk und Craig auf uns warten. Das wird garantiert ein lustiger Abend! Da stört es uns auch nicht, dass für die Nacht mal wieder einige Minusgrade angekündigt sind. Wir mummeln uns in unsere Schlafsäcke, legen uns wie Ölsardinen nebeneinander, während unsere Lachmuskeln uns warm halten.
Die letzte Nacht muss wirklich kalt gewesen sein, denke ich, als ich am nächsten Morgen versuche, in meine steif gefrorenen Schuhe zu schlüpfen… Es liegt immernoch Schnee und am liebsten würde ich einfach wieder zurück in meinen warmen Schlafsack huschen. Aber es hilft ja alles nichts, wir müssen weiter. Füße und Schuhe werden nach ein paar Meilen schon wieder auftauen, immerhin haben sie dazu heute voraussichtlich 22,7 Meilen, bis zur Abington Gap Shelter, Zeit.
Als wir um ca. 14 Uhr noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft haben, da das Wandern durch den Schnee doch deutlich anstrengender ist als erwartet, entscheiden wir doch nur bis zur Double Springs Shelter zu laufen. Das bedeutet leider auch, dass wir die anderen Vier heute nicht mehr treffen werden, aber wir hoffen, sie morgen wieder einzuholen. Heute noch weiter zu laufen ist uns einfach zu riskant. Wir sollten uns lieber nicht völlig verausgaben, schließlich liegen noch ein paar hundert Meilen vor uns ;) Somit haben wir heute seit langem einmal wieder eine Shelter nur für uns.
Nach ganzen 12 Stunden Schlaf machen wir uns so schnell es geht wieder auf den Weg, denn wir wollen heute die Kleinstadt Damascus erreichen, wo wir hoffentlich auch unsere Freunde wiedertreffen. Bis dahin sind es noch 19 Meilen. Da der Weg aber recht eben ist und der Schnee über Nacht nahezu komplett geschmolzen, kommen wir zügig voran. Wir überschreiten dabei auch die Grenze zu Virginia, dem nächsten Bundesstaat, in dem wir die längste Zeit unserer Wanderung verbringen werden.
Während der Mittagspause nehmen wir Kontakt zu Kirk auf, der uns schon mal ein Zimmer im Hikers Inn sichert, dem Hostel, in dem auch die Vier schlafen. Um ca. 18 Uhr kommen wir in dem sehr schönen und vor allem sauberen Hostel an, wo die anderen schon darauf warten, mit uns essen zu gehen.
Doch bevor wir uns auch nur in die Nähe eines Restaurants begeben können, müssen wir duschen und am besten auch noch unsere Kleidung waschen. Für 5 Dollar kümmern sich die Hostel- Betreiber für uns darum. Doch was sollen wir dann in der Zeit anziehen? Normalerweise greifen Wanderer in solchen Situationen auf ihre Regensachen zurück, die so gut wie nie gewaschen werden. In diesem Hostel denken die Inhaber aber mit! Wir können uns saubere Sachen aus dem Schrank nehmen. Es handelt sich dabei genauer gesagt um ausrangierte OP- Kleidung in türkis, hellblau und rosa. Ob man uns in diesem Outfit überhaupt bedienen wird? Man könnte meinen, wir seien aus einer Irrenanstalt ausgebrochen! „Ach, macht Euch keine Sorgen, die Leute hier in der Stadt kennen das schon. Sie wissen, dass ihr aus dem Hikers Inn kommt“, beruhigt uns Lee, die Inhaberin. Ok, was solls, uns kennt hier eh keiner, also machen wir uns auf den Weg.
Vor lachen gebeugt, mit schmerzhaften Blasen an den Füßen, humpeln wir zu sechst in unseren Anzügen zum Diner um die Ecke. Immerhin, so stellen wir fest, wird man uns doch nicht für irre, sondern eher für frisch operiert halten. Oder beides :)
Da für morgen Unwetter angekündigt ist, werden wir hier alle einen Ruhetag einlegen. Nach dem Ausschlafen holen Robert und ich Frühstück im Dollar General, dem Discounter. Es gibt Toastbrot, Butter, Käse und Wurst. Dazu Kekse und Milch für die Jungs, plus Kaffee.
Danach steht Einkaufen für die nächsten Wandertage auf dem Programm und ein Besuch im Outdoor- Laden. Nach knapp 500 Meilen habe ich die ersten Löcher in meinen Socken und brauche dringend neue. Den Rest des Tages verbringen wir hauptsächlich in der Horizontalen mit Handy, Keksen und Kaltgetränken, während es draußen regnet. Gemütlichkeit kennt eben keine Grenzen!
Zum Abendbrot verabreden wir uns abermals mit unseren Wanderfreunden. Netterweise werden wir von Paul, dem Hostel- Eigentümer gefahren, da der Regen immer noch anhält. Ab morgen müssen wir auf einen solchen Luxus dann wieder verzichten.
Statistik zu diesem Abschnitt
Reisezeitraum: 26.03.2014 – 29.03.2014
Tage auf dem Appalachian Trail insgesamt: 38
Gewanderte Kilometer in diesem Abschnitt: 77,1
Gewanderte Kilometer auf dem Appalachian Trail insgesamt: 752,5
Trail Magic auf diesem Abschnitt:
– keine
Basisstation
Liebes Trio ;-)
Na das Hikers Inn sieht ja richtig gut aus ! Selbst in Eurer „geborgten OP-Kleidung“ wurdet Ihr als „Irre“ nicht weggefangen. Einfach Toll, wenn nette Leute einem aushelfen….. Viel Spaß Euch noch weiterhin und gutes vorankommen bei jedem Wetter! Liebe Grüße von VaT und MuT !
Mary Ellen Morris
Greetings Trio – would have loved to see a photo of you all in those stylish surgical scrubs! Whatever works to get all your clothes washed at once…having those scrubs handy is a great idea. I hope that’s the last of the snow you have to hike through, but April weather can be tricky. Craig said it was about 70 degrees in Marion yesterday (about 22 C), so I hope that warm weather trend continues for you. I’ll be in France from the 9th to the 19th, and hope I can get on the internet and read your excellent blog while I’m „on the road“.
Best-Mary Ellen
Ulf
Hallo Ihr 3,
schön wieder von Euch zu lesen, es ist immer spannend auf Eure Erlebnisse zu warten. Der aktuelle Kartenabschnitt ist hier zu finden.
https://mapsengine.google.com/map/edit?mid=z00mPFy2X6-c.kTHHcmQfkQLU
Dabei scheint sich Google Maps an einigen Punkten aber nicht ganz sicher zu ein, da es anscheinend mehrere Routen des Trails um Hampton herum und rund um Bakers Ridge Creek gibt. Teilweise sind wohl auch etliche Meilen auf Straßen zurück zu legen so wie das aussieht.
So sachte kann der Schnee dann auch einmal aufhören bei Euch, aber Ihr habt ja auch schon fast ein 1/4 der Strecke geschafft. Hoffentlich halten Eure Schuhe noch etwas aus bevor Ihr sie wechseln müßt. Habt Ihr welche mitgenommen und per Packet vorausgeschickt oder kauft Ihr Euch unterwegs dann neue?
Professor Rü
Macht weiter so!
Vermisse auch ein Bild der OP-Klamotten…
Grüße, besonders an Ro, von RüD, um im Bild der scheinbar gängigen Unterschriftskonventionen hier zu bleiben ;-)
Ann Endress
I am friends with Mary Ellen and Craig. I enjoy following your story so that I have an idea of what Craig is up to. He worked for my husband before he started this trip and I have been asked about him several times. I am German and speak it but have not read it in many years. I am glad to have some practice in reading your blogs even though I do have to translate some of the words. I still have family in Berlin, Desau, Nordhausen, Frankfurt and Munich. Stay safe and keep up the great stories. Ann Endress
Inge Wölke
Hallo ihr fröhlichen Wanderer,
Toll ,dass Ihr schon so viele Meilen hinter Euch gebracht habt. Ist denn noch
Profil auf den Sohlen?? Kommt weiter ohne Schnee und Kälte voran.
Wir freuen uns auf die nächste Geschichte.Viele Grüße OH und OI
Fichtner
Viel Spaß für die nächsten Meilen! Könnten direkt etwas neidisch werden. Grüße auch an die Basisstation! – mal schon einen Eimer mit weißem Sand organisieren!
Die Fichtners