Nachdem es gestern etwas spät geworden ist, schlafen wir erst einmal etwas aus. Anschließend fahren wir zu einem Diner, um mal wieder richtig zu frühstücken. Danach steht unser Lebensmitteleinkauf auf dem Programm bevor wir schließlich zurück zu Craig fahren. Dort angekommen, packt Robert flink seine sieben Sachen und wird dann netterweise von Craig zum Flughafen in New York gefahren. Er muss beruflich für eine Woche nach Frankfurt und holt Pillow, Craig (Extramile) und mich danach wieder ein.
Während Philipp und ich unseren Ruhetag genießen, ist Craig wegen des starken Verkehrs ca. vier Stunden unterwegs. Pünktlich zum Abendessen ist er jedoch wieder da und so machen wir es uns mit Nudeln und Tomatensoße vor dem Fernseher gemütlich. Einen solchen Abend werden wir vorerst wohl nicht wieder haben.
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen. Craigs Mutter Mary Ellen steht um 6:30 Uhr vor der Tür, um uns zurück zum Trail zu fahren. Wir sind ihr sehr dankbar, denn bis nach Palmerton, wo Craig uns ein paar Tage vorher abgeholt hat, sind es fast zwei Stunden Fahrt. Natürlich lässt Mary Ellen uns erst gehen, als wir noch ein paar gemeinsame Fotos gemacht haben. Dann drücken wir sie noch einmal ganz fest und machen uns auf in den Wald.
Es geht sogleich steil und steinig bergauf. Die Sonne scheint und wir drei sind guter Dinge. Einzig und allein die Wasserversorgung ist ausgerechnet in diesem Abschnitt eher schlecht. So nutzen wir die erst beste Quelle und nehmen jeweils zwei Liter mit auf den Weg. Oben angekommen verläuft der Trail zwar nach wie vor steinig, ist aber dennoch relativ einfach zu bewältigen. Nach 16,2 Meilen erreichen wir die Leroy Smith Shelter und Craig genießt die erste Nacht zurück im Grünen.
Trotz des pünktlichen Weckerklingelns sind wir heute erst um neun auf dem Trail. Es gibt wieder einige Steigungen und leider nur wenige Wasserquellen. Zu unserem Glück stoßen wir in dem kleinen Örtchen Wind Gap jedoch wieder einmal auf Trailmagic. Limonade, Süßigkeiten, Wasser und sogar Bier! Wir freuen uns sehr über die Stärkung, lassen jedoch das Bier links liegen, da es noch recht früh am Tag ist. Schließlich gilt auch auf dem Trail: Kein Bier vor Vier!
Der Nachmittag verläuft ohne besondere Vorkommnisse, bis wir plötzlich eine schwarze Schlange im Baum neben dem Weg hängen sehen. Sie rührt sich zwar nicht, ist uns aber trotzdem nicht ganz geheuer und so gehen wir schnell weiter. Nach 13,8 Meilen erreichen wir die Kirkridge Shelter und entscheiden, dort zu bleiben. Morgen sollten wir aber wieder mehr Meilen schaffen!
Pünktlich machen wir uns heute auf den Weg. Nach 6,5 Meilen erreichen wir Delaware Water Gap und damit die Grenze zu New Jersey, dem achten Bundesstaat, den wir durchqueren.
Der in unserem Guide angekündigte Eisladen direkt am Wegesrand hat natürlich mal wieder geschlossen, aber immerhin ist das Wetter auf unserer Seite. Der leichte Nieselregen zwischendurch erfrischt eher, als das er uns stört.
Nachmittags schlägt das Wetter jedoch plötzlich um. Es schüttet mit einem Mal wie aus Eimern und blitzt und donnert fürchterlich. Zehn Minuten später ist das furchteinflößende Naturschauspiel wieder vorüber und die Sonne scheint in voller Pracht. Wir sind klitschnass. Komplett. Bis auf die Unterhose. Es ging alles so schnell, dass wir es gerade einmal geschafft haben, unsere Regenjacke anzuziehen. Für die Hose blieb keine Zeit mehr. Eine Shelter ist nicht in der Nähe, aber wir sind fast an dem Zeltplatz angekommen, den wir uns als Tagesziel gesetzt haben.
Wie ein begossener Pudel stehe ich am Wegesrand, um einer uns entgegen kommenden Gruppe von Jungs Platz zu machen. Auch sie hat der Regen ordentlich erwischt. Sie scheinen dies allerdings mit mehr Humor zu nehmen und haben ihren Spaß. Als sie dann plötzlich anfangen zu singen „I‘ ve got sunshine, on a cloudy day….“ muss auch ich wieder lächeln. Danke Jungs, ihr habt mir den Tag gerettet, ohne es zu wissen. Die nasse Hose ist schon fast wieder vergessen!
Eine Meile später schlagen wir unser Zelt auf und hängen unsere nassen Sachen zum Trocknen in den Sträuchern auf. Doch bereits während des Abendbrots müssen wir uns vor dem nächsten Regenguss in unsere Zelte retten.
Unser heutiges Tagesziel ist der 15 Meilen entfernte Ort Branchville. Dort soll es einen kleinen Shop geben, in dem wir hoffentlich für die nächsten paar Tage Lebensmittel finden. Bereits nach wenigen Minuten hält ein Auto und bringt uns direkt vor die Tür des Shops. Der Fahrer ist mal wieder sehr nett und bietet uns an zu warten und uns anschließend wieder zurück zum Trail zu fahren. Er sei Rentner und hätte eh nichts weiter zu tun. Gut für uns! Wir beeilen uns und sind schon nach zehn Minuten wieder da. Leider hat der Laden nur eine begrenzte Auswahl und ist zudem verhältnismäßig teuer. Somit kaufen wir nur das allernötigste und entscheiden, den Rest morgen in Port Jervis zu kaufen. Unser Fahrer empfiehlt uns auf dem Rückweg eine Art Strandbad am See, wo man sehr gut essen kann und setzt uns auch gleich dort ab.
Es ist wirklich ein nettes Plätzchen und so genießen wir unser Abendbrot heute mal nicht im Wald, sondern am See. Gerade als wir fertig sind, zieht ein heftiges Gewitter und Regen auf. So ein Pech aber auch! Die nächste Shelter ist noch drei Meilen entfernt und in spätestens zwei Stunden wird es dunkel. Wir warten trotzdem bis das Unwetter vorbei gezogen ist und machen uns dann flink auf die Socken. Nach ca. einer Stunde kommen wir trocken und erleichtert an der Shelter an und kriechen schnell in unsere Schlafsäcke.
Heute gönnen wir uns einen halben Ruhetag und erleben eine willkommene Abwechslung. In Port Jervis, nach gerade einmal elf Meilen, werden wir mittags von Craigs Freund Tom abgeholt. Er und seine Frau Margret wohnen nicht weit vom Trail entfernt und empfangen uns sehr herzlich in ihrem wunderschönen Haus. Zunächst einmal gibt es Mittag mit Salaten, Hotdogs und sogar selbst gemachten Sauerkraut. Dann können wir uns und unsere Wäsche waschen und das allerbeste: Pillow kann das Champions League Finale live im Fernsehen schauen. Er hatte so sehr gehofft, dass es im amerikanischen Fernsehen übertragen wird und tatsächlich! Gebannt schauen wir alle das spannende Spiel.
Und das war noch nicht alles an Sport an diesem Samstagnachmittag. Toms Enkeltochter ist begeisterte Softball- Spielerin und ihre Mannschaft hat an diesem Abend ein entscheidendes Spiel. Auch wenn es sich dabei nur um einen Universitätswettbewerb handelt, wird das Spiel im Fernsehen gezeigt und Tom fiebert natürlich angestrengt mit. Leider verliert das Team seiner Enkelin und so gehen wir alle etwas bedrückt ins Bett.
Statistik zu diesem Abschnitt
Reisezeitraum: 19.05.2014 – 24.05.2014
Tage auf dem Appalachian Trail insgesamt: 93
Gewanderte Kilometer in diesem Abschnitt: 170,6
Gewanderte Kilometer auf dem Appalachian Trail insgesamt: 1811,3
Trail Magic auf diesem Abschnitt:
– Fahrt zurück auf den Trail von Mary Allen
– Limonade, Süßigkeiten in Wind Cap
– Übernachtung und Verpflegung bei Tom (inklusive Fußball)
basistation
Liebes Wandertrio,
eine nette Überraschung diese Geschichte, bevor wie zu Bett gehen. Es lohnt sich also immer wieder regelmäßig bei Euch reinzuschauen. Toll, was Mary Ellen so alles für Euch macht, eine wahre Ersatzmutter…!!
Na dann weiter, denn der Berg ruft….
Liebe Grüße von VaT und MuT (C+V)
Katerina
Liebe Basisstation,
der Berg ruft immer lauter, wir können ihn fast schon sehen ;) Heute lassen wir aber mal zur Abwechslung andere laufen und gucken das Fußballspiel!
Ole, Ole!
Beate
Liebes Trio,
gosh, vor der Schlange im Baum muss man ja Respekt haben!
Lauft schnell weiter! Herzlichen Dank an all die netten guten Menschen, die Ihr trefft! Großartig!
Bleibt weiterhin so stark und fröhlich!
Liebe Grüße von Uwe und Beate (P+M)
Katerina
Hallo nach Singapur!
Die Menschen machen diesen Trail aus, das ist sicher!
Liebste Grüße, Eure Wanderratten :)
Mary Ellen Morris
Traveling trio – I was glad to be able to give you a ride back to the trail, it was a nice day for a drive! (Love the group photo!) What great timing to be at Tom’s in Port Jervis to watch the League championship game, sounds like you also enjoyed more great home cooking. Keep up the great progress. Best Wishes – Blog Mom (Mary Ellen)
Katerina
Hi Blog Mom,
it definitely was great timing! The boys need their soccer :) So today we zero (not just, but mainly) to watch the German team play in the World Cup :)
Keep in touch!
Ramona
Liebe Hiker,
euer Wanderabenteuer ist immer wieder willkommene Lektüre und man spürt euch nun den frischen Wind an, den die letzten Erlebnisse mit sich bringen. Auch bin ich beeindruckt, wie sich berufliche Verfügbarkeit auch leben lässt. Robert, gute Reise, auf dass du bald wieder mit am Trail bist! Mein Kleiner und ich freuen uns auf viele weitere Gute-Nacht-Geschichten von euch! Viele Grüße, Ramona und Adrian
Katerina
Hallo Ramona,
interessant, dass unsere Erlebnisse als Gute-Nacht-Geschichten durchgehen. Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen :)
Inge Wölke
Liebes Wandertrio, in einer Woche zwei Frischluftgeschichten, super.! Meistert weiterhin die An und Abstiege auf dem Trail und bleibt fit und fröhlich wie bisher.Es grüßen Euch vielmals aus der Ferne OI und OH
Katerina
Hallo an die Ostseeküste,
die nächsten Geschichten warten schon. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig und die Berge halten uns fit!
Liebe Grüße