Nach zwei Tagen „faulenzen“, geht es wieder auf den Trail. Kirk geht es zwar besser, bei 100% ist er aber ganz sicher noch nicht. Dennoch ist es vor allem er, der wandern will. Während Craig und ich noch unsere restlichen Sachen packen, macht sich Iron Man schon langsam auf den Weg. Als auch Extra Mile und ich gegen 9.30 Uhr das Hotel verlassen, laufen uns Robert und Katerina über den Weg. Eigentlich wollten die beiden schon seit zwei Stunden unterwegs sein. Der Grund warum sie es nicht sind: Verschlafen!
Beim Wandern merken wir die beiden Ruhetage. Es muss erst einmal alles wieder auf Temperatur gebracht werden. Der AT kommt uns dabei entgegen. Ebener Weg ohne große Anstiege und mit wenigen Steinen. So bringen Craig und ich schnell 11,2 Meilen hinter uns, ehe wir an der Wilson Creek Shelter halten – Mittag!
Der Trail hat weiterhin keine großen Überraschungen für uns parat, dafür richtig schöne Ausblicke entlang des Blue Ridge Parkway. Craig und ich stoppen für Fotos beim Taylor Mountain und Montvale und wenig später sind wir nach insgesamt 18,5 Meilen an der Bobblets Gap Shelter. Das ging einfach heute!
Zum Abendbrot erreichen dann auch Wall-E (Katerina) und Milkmonsta (Robert) die Shelter und werden Zeuge von unserer Tradition. Team Dirty Water Dog – sprich Kirk, Craig und ich – hat jeden Abend nachdem es einen Ort verlässt Hot Dogs zum Abendessen. Immer eine andere Marke, bis wir die einzig wahre Nummer eins Wurst gefunden haben. Die heutigen werden es nicht, satt bin ich nach sechs Stück aber trotzdem. Gute Nacht!
Die Nacht war zwar kalt, aber ich habe trotzdem richtig gut geschlafen. Verträumt schaue ich aus meinem Schlafsack, während Iron Man bereits das Frühstück zubereitet. Statt Haferbrei probieren die beiden heute eine Art Fertigrüheei auf Tortillas mit Taco-Soße. Ich darf nicht, sondern muss die Variation probieren und muss sagen…..ich bleibe beim Haferbrei!
Wall-E und Milkmonsta, die die Nacht gezeltet haben, starten 7.40 Uhr. Meine Truppe setzt sich 8.30 Uhr in Bewegung. Extra Mile, Iron Man und ich laufen seit Tagen mal wieder zusammen, wodurch wirklich witzige Gespräche zustande kommen – und ein gewisser Lärmpegel. Tierische Waldbewohner sehen wir so mit Sicherheit nicht. Dafür an der nächsten Ecke aber Robert und Katerina, die gerade eine kleine Pause einlegen. Kurzer Plausch, weiter geht’s! Nach 13.5 Meilen gibt es an der Bryant Ridge Shelter Mittag. Die Hütte ist riesig, hat Platz für 20 Wanderer und macht einen wirklich guten Eindruck. Beeindruckend, was die zahlreichen Freiwilligen in den Wandervereinen hier so für tolle Shelter bauen.
Dann geht es bergauf, aber so richtig! 2200 Höhenfuß gilt es zu bezwingen, doch es wandert sich leichter als gedacht. Fast oben angekommen, flüchten dann ein paar Rehe vor uns. Federleicht springen sie über Stock und Stein und sind aus unserem Sichtfeld. Erstaunlich, dass sich so ein verhältnismäßig großes Tier in diesem Terrain so gut bewegen kann. Ich kann das offenbar nicht. Kurz vor unserem heutigen Etappenziel knicke ich um. Autsch! Der Knöchel ist aber nur leicht angeschwollen. Mal sehen, was er morgen macht. Schlaf ist ja bekanntlich die beste Medizin.
„Heute ist Deena-Tag!“ Kirk strahlt mich wie ein kleiner Junge an, als ich aufwache. Seit Beginn des Trails sieht er heute Abend erstmals wieder seine Frau. Ich kann seine Vorfreude sehr gut nachvollziehen. An der VA501 holt uns Deena mit Auto ab, so der Plan. Wir machen uns also auf den Weg, während drei Wochenendwanderer noch in der Shelter schlafen. Iron Man vorneweg, Extra Mile und ich dahinter. Doch schnell wird klar, dass Extra Mile mit seinen Blasen an den Füßen erhebliche Probleme und vor allem Schmerzen hat. Iron Man ist bald weit vor und Extra Mile deutlich hinter mir.
Ich wandere so vor mich hin, als mir auffällt, dass ich schon länger keine Markierung mehr gesehen habe. Als dann auch der Trail schlechter wird, bin ich mir sicher gar nicht mehr auf dem Trail zu sein. Verlaufen, Mist! Ich gucke mich um und sehe die Böschung hinab den „richtigen AT“ – dachte ich zumindest. Als ich dort ankomme, stelle ich nämlich fest, dass auch das nicht DER Weg ist. „Ich bin ein Hiker, holt mich hier raus!“
Milkmonsta hat Wall-E und mir eingetrichtert immer den Weg zurück zur letzten Markierung zu laufen und dann genau zu gucken. Also gut, probieren wir das! Das tut zwar weh, aber hier bin ich ja eh falsch. Als ich endlich wieder eine Markierung sehe, erkenne ich auch sofort, wo ich falsch abgebogen bin. „Ach hier ist der Trail! Ja, jetzt seh ich es auch.“ Peinlich, peinlich!
Ich laufe – jetzt wieder auf dem AT – weiter und treffe zu meiner Überraschung schnell auf Milkmonsta, Wall-E und Iron Man, wobei ich nach einer kurzen Pause mit letzterem weiter wander. Wir haben ziemlich genau ein Tempo und da Kirk nahezu ohne Unterbrechung erzählt, vergeht die Zeit wie im Flug. 16 Uhr kommen wir an der Straße bzw. dem kleinen Schotterparkplatz, an dem uns Deena abholen soll, an und 90 Minuten später trudeln auch die anderen drei ein. Wer nicht erscheint, ist Deena. Dabei könnten wir sie sehr gut gebrauchen, denn Craig geht’s gar nicht gut. Der arme Extra Mile sieht richtig schlecht aus. Nach drei Stunden fehlt weiter jede Spur von Deena. Und wir haben mal wieder keinen Handyempfang. Unfassbar!
Schließlich läuft Kirk irgendwann auf der Suche nach einem Handynetz los, wir werden von Helen, einer netten Autofahrerin mitgenommen, sammeln Kirk wieder ein und treffen durch Zufall Deena, die an einem anderen Parkplatz auf uns gewartet hat. Ein ordentliches durcheinander, aber letztlich kommen wir alle heil in Buena Vista an.
Und hier endet auch vorerst mein Abenteuer während des Abenteuers. Ich habe beschlossen wieder mit Milkmonsta und Wall-E zu wandern. Die Entscheidung aber mit Iron Man und Extra Mile zu laufen, war goldrichtig! Danke Jungs!!! Es war aufregend, lehrreich, unterhaltsam, schön und vor allem richtig, richtig lustig. Ich hoffe, dass Kirk und Craig bis zum Ende der Reise um uns herum sind. Jetzt aber werde ich erstmal wieder gucken, was Robert und Katerina so treiben, denn mit den beiden wird es auch nie langweilig!
Statistik zu diesem Abschnitt
Reisezeitraum: 17.04.2014 – 20.04.2014
Tage auf dem Appalachian Trail insgesamt: 59
Gewanderte Kilometer in diesem Abschnitt: 126,5
Gewanderte Kilometer auf dem Appalachian Trail insgesamt: 1291,7
Trail Magic auf diesem Abschnitt:
– keine
Basisstation
Hurra, unser Trio ist wieder „vereint“. Viel Spaß wieder auf gemeinsamer Entdeckungsreise!
Liebe Grüße VaT und MuT
Philipp
Liebe Basisstation,
der Nachteil für euch ist, dass es jetzt wieder weniger zu lesen gibt, aber das könnt ihr wohl verkraften. Wir erleben ja auch zu dritt genug.
Viele liebe Grüße, euer Trio
Inge Wölke
Liebe Katerina,Robert und Philipp,danke für die neue Geschichte. Schön das Ihr Drei wieder gemeinsam wandert und nun bald die Hälfte der Meilen erreicht habt.Ist schon eine Leistung! Wie immer wünschen wir Euch alles Gute und grüßen vielmals OI und OH
Philipp
Hallo nach Rostock!
Schön, dass wir in Euch so fleißige Leser gefunden haben. Der nächste Beitrag lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.
Viele Grüße vom wiedervereinten Trio!
Ax
Jo-Jo, langer.
Hier alles zu ruhig. Bin der Meinung, hier die Zelte abzubrechen und bei euch anzuheuern als Sherpa wäre genialer.
Geile Tour. Vorschlag: ich komme im September und wir laufen andersherum zurück.
Gut?
Philipp
Die Sherpa-Idee ist nicht die schlechteste. Allerdings können wir nicht viel mehr als Haferbrei, Müsliriegel und Wasser bezahlen. Den zweiten Vorschlag sollten wir überdenken, denn a) kommt dann der Winter und mir haben die paar kalten Nächte auf dem Trail gereicht und b) bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich gleich wieder 3500 km wandern will. Wie gesagt, ich denk darüber nach. ;)
Mary Ellen Morris
Hi Philip, Katerina, Robert,
I enjoyed your latest fresh air stories as usual. Philip-I’m glad you enjoyed your hiking time with Extra Mile and Iron Man and had lots of laughs along the way. Extra Mile’s blister is healing really well and the doctor says he can get back on the trail in about 2 weeks. Yeah!! Of course he will be getting some different boots or trail sneakers for part II of the journey and hopefully won’t get any more blisters!
Robert – be sure to call Craig for help with airport transportation.
Looking forward to your next story installment. Best-Mary Ellen