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Unser Fazit zum Appalachian Trail

Katerinas Fazit

„Erzähl doch mal, wie war es denn so?“ Auf diese Frage fehlen mir nach wie vor die Worte. Wo fange ich an, wo höre ich auf?

Fakt ist, in den vergangenen sechs Monaten ist wohl so viel in meinem Leben passiert wie schon lange nicht mehr. Ich habe die abenteuerlichsten Geschichten erlebt, bin an meine Grenzen gestoßen und habe gleichzeitig unbeschreiblich schöne Momente in der Natur erlebt.

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Im Nachhinein überwiegen diese positiven Gefühle und Erinnerungen und ich möchte trotz aller Strapazen keinen Moment der Reise missen. Wir haben unglaubliche Menschen getroffen, die uns vollkommen selbstlos geholfen und unterstützt haben. Und wir haben wahre Freunde gefunden, mit denen wir durch Dick und Dünn gegangen sind und sowohl Freud als auch Leid geteilt haben. Vor allem sie waren es, die die Reise für mich so bedeutsam und unvergesslich gemacht haben.

Ob ich so eine lange Wanderung nochmal machen würde? Man soll ja bekanntlich niemals „nie“ sagen, aber ich denke eher nicht.

Philipps Fazit

Dieses halbe Jahr in ein paar kurzen Zeilen Revue passieren zu lassen und zusammenzufassen fällt mir nicht leicht. Ohne Frage liegen ereignisreiche und schlichtweg tolle Monate auf dem Appalachian Trail hinter mir, die ich nicht missen möchte, doch waren sie nicht immer einfach!

Die kalten Nächte Ende Februar/ Anfang März, in denen ich keinen oder nur sehr wenig Schlaf fand, gingen an die Substanz. Routineaufgaben, wie vor allem Wasser filtern, waren in den letzten Wochen ein echter Stimmungskiller und die oftmals herbeigesehnten Ruhetage in den Orten arteten durch Resupply, Wäsche waschen, Skypen und Blog updaten nicht selten in Stress aus. Der AT hat nicht immer Spaß gemacht!

Steile Auf- und Abstiege, Blasen an den Füßen und gefühlt jeden Tag ein anderes Wehwechen: Der Trail war körperlich anstrengend, aber machbar. Die eigentliche Herausforderung spielte sich im eigenen Kopf ab! Monotonie beim Wandern durch landschaftlich wenig reizvolle Passagen, erschwerte oder teilweise unmögliche Kontaktaufnahme mit Familie und Freunden und andere kleinere Rückschläge und Enttäuschungen galt es zu verarbeiten. Doch letztlich haben wir es geschafft und genossen!

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Denn der AT hat ohne Frage seine schönen Seiten. Die leider wenigen, aber zum Teil beeindruckenden Ausblicke gilt es zu genießen. Die Smoky Mountains sind schlichtweg schön, doch auch der Bundesstaat New Jersey, von vielen Wanderern unterschätzt und kaum beachtet, wusste mich mit seiner abwechslungsreichen Landschaft zu beeindrucken und in Maine ist das Baden in den vielen Seen ein Muss. Die Ankunft auf Mount Katahdin war DER emotionale Höhepunkt unserer Wanderung. Mehr als 3500 Kilometer zu Fuß – eine Leistung, die nach wie vor schwer für mich zu greifen ist und auf die wir stolz sein können.

Dass mir das Abenteuer AT aber stets in positiver Erinnerung bleiben wird, hat einen anderen Grund. Es sind die vielen, vielen offenen und freundlichen Menschen, die uns auf und neben dem Trail wahnsinnig geholfen haben. Wanderer, die alleine gestartet sind, finden sich schnell in kleineren Gruppen wieder. Vor allem an den zahlreichen Sheltern entlang des Weges findet am Abend ein reger Austausch statt. Der AT wird vollkommen zurecht auch als „social trail“ bezeichnet. Aber auch rundum den Appalachian Trail ist die Hilfe gegenüber Thru-Hikern unglaublich. „Trail Magic“ und „Trail Angel“ sorgen für positive Überraschungen, gute Laune und neue Motivation. Ich war und bin beeindruckt und sehr dankbar für die Hilfe, die wir von vielen Seiten erfahren haben.

Wer den Appalachian Trail also nur als sportliche Herausforderung sieht und möglichst schnell „besiegen“ will, wird aus meiner Sicht nur wenig Spaß und Freude haben. Auch mit seiner Landschaft raubt der AT einem nur selten den Atem. Lässt man sich aber auf die Menschen rundum den Trail ein, kann der AT zu einem faszinierenden Erlebnis werden.

Roberts Fazit

Es war ein spannendes, interessantes, lehrreiches und ereignisreichen „Projekt“, unsere Wanderung auf dem Appalachian Trail. Und zwar sowohl in positiver, wie auch in negativer Hinsicht.

Auf der positiven Seite lassen sich, wie von den anderen beiden schon angemerkt, vor allem die Begegnungen mit den freundlichen und hilfsbereiten Menschen auf und entlang des Weges vermerken. Dass es Dinge wie Trail Magic und Trail Angel gibt, kann man in diversen Büchern, Blogs und Geschichten schon im Vorfeld zur Genüge nachlesen. Das dann aber mal live und in Aktion zu erleben, ist noch einmal etwas ganz anderes und beschert einem so manch warmes Gefühl ums Herz!

Auch die Beschaffenheit und Markierung des Trails selbst sowie die vielen Shelter zählen für mich zu den positiven Aspekten des Appalachian Trails. Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren Weg und Shelter immer gut bis sehr gut in Schuss und ebenfalls gut bis sehr gut markiert. Das zeigt sich auch daran, dass wir für die gesamten 3500 Kilometer keine einzige Wanderkarte dabei hatten. Und wir haben sie auch nie vermisst.

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Auf den negativen Seite sticht vor allem die sehr monotone Landschaft heraus. Der AT führt völlig zu Recht den Beinamen „Long Green Tunnel“! Wald, Wald und nochmals Wald für mehr als 5 Monate ist dann auf Dauer wirklich etwas langweilig, auch wenn es natürlich wirklich schöne Abschnitte gibt. In Ergänzung zu Philipps Beispielen seien hier noch die White Mountains oder auch die Grayson Highlands genannt.

Weiterhin ist die Wegführung ganz klar nicht auf Thru-Hiker ausgelegt. Viele Abschnitte sind, gemessen an den vorhandenen Alternativen, unnötig anstrengend. Das ist irgendwo auch verständlich, denn der Appalachian Trail wurde initial ja eher als „Naherholungsherausforderung“ für die Städter an der Ostküste konzipiert. Trotzdem sind die andauernden Auf und Ab’s ohne ersichtlichen Grund als Thru-Hiker nach einer gewissen Zeit ziemlich frustrierend.

Letztlich war der AT dann aber doch eine tolle Erfahrung für mich, von der ich sicher noch eine ganze Weile zehren werde! Nachahmung dringend empfohlen!

5 Responses

  1. Kirsten
    | Antworten

    Hallo ihr Drei,
    ich lese eure Fazits und bin beeindruckt. Mir erscheinen 3500 km wandern als eine unmögliche Herausforderung und ich bin berührt wenn ich lese, was ihr alles erlebt habt.
    Es war spannend immer wieder mal von euch zu lesen und somit einen Eindruck von eurer „Reise“ zu bekommen.
    Vermutlich wird sich noch im Laufe der Zeit zeigen, was der Trail alles mit euch gemacht hat und in welchen Situationen er euch zur inneren Referenz wird.
    Mich habt ihr beeindruckt und ich bin dankbar, dass ich über diesen Blog teilhaben konnte, an etwas, dass ich selbst vermutlich nie machen werde. DANKE!
    Herzliche Grüße und eine schöne Zeit noch
    Kirsten

    • Robert
      | Antworten

      Hallo Kirsten,

      es freut uns, dass Du Spaß beim Lesen hattest und Du so kleine Einblicke in die Welt des Langstreckenwanderns erhalten konntest. Was der Trail so mit uns macht, werden wir vermutlich auch erst in der Zukunft herausfinden.

      Viele Grüße

      Robert

  2. Christiane
    | Antworten

    Schoen dass Ihr, im Alltag wieder angekommen, doch noch Zeit fuer eine Zusammenfassung gefunden habt.
    Ich glaub nachahmen werde ich Euch nicht aber es war ein schones Erlebnis mit Euch mitzufiebern!
    Lasst bald von Euch hoeren, wie es denn nun wieder in Deutschland weitergeht.
    Gruesse von Christiane, Gilbert & Matteo

  3. Sven
    | Antworten

    Hi,
    Glückwunsch zu Eurem gelungenen Thruhike. Die Geschichten in Eurem Blog haben schon fast vergessene Erlebnisse auf meinem Thruhike in 2002 wieder ins Gedächtnis gerufen. War echt schön alle Posts vom Springer bis Kathadin zu lesen. Vieles habe ich genau so auch erlebt, leider nicht ganz so viel Trail magic. :-( da war ich wohl etwas spät in der Saison, ich bin erst am 01. Mai gestartet und war am 20.09 auf dem Kathadin.

    Happy Hiking
    TinMan von 2002

  4. Mary Ellen Morris
    | Antworten

    Katerina-Philipp-Robert,
    So glad to read all your summary thoughts on your AT experiences, no doubt it will be with you for a long time to come. I really enjoyed living the AT vicariously through you, and Extra Mile and Iron Man as well. You all presented such realistic and enjoyable blogs week after week, and I think many future AT thru- hikers can benefit from your stories. Really so glad I got to meet you all too, and you were able to spend some zero days (and more) in Rockland County, NY!!!

    Keep the adventures coming (I see I’m behind on Robert’s latest…)

    Happy Trails and wishing you lots of success & fantastic futures!
    Love, Blog Mom
    (Mary Ellen)

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