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Zypern: Ankunft und Wandern auf der Akamas-Halbinsel

gepostet in Geschichten, Südeuropa 4

Der Aufbruch nach Zypern gestaltet sich aus zwei Gründen etwas komliziert. Zum einen geht der einzige Direktflug bereits um 05:40 Uhr morgens und zum anderen wird die Anreise zum Flughafen durch einen Streik bei der Deutschen Bahn erheblich verkompliziert. Also heißt es bereits um 02:00 Uhr aufstehen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Bei diesen Umständen bin ich froh, dass ich mich in letzter Minute doch noch entschieden habe, mein Fahrrad zu Hause zu lassen. Das vereinfacht dann wiederum einiges.

Es ist auch eine Erfahrung, mal um diese Zeit per öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin unterwegs zu sein. Verblüffend, wie viele Leute bereits unterwegs sind. Die meisten auf dem Weg zur Arbeit. Auch bei ihnen ist der Streik natürlich Thema, denn er zwingt wohl auch sie zu neuen Routen. Alle nehmen es aber recht gelassen. Oder wie es eine Frau im Bus passend ausdrückt: „Bessa so wie jar nich.“

Check-In und Flug laufen genauso reibungslos, so dass der Flieger pünktlich 10:30 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen von Larnaca aufsetzt. Meinen Rucksack muss ich dann allerdings beim Sondergepäck abholen, da ich meine Wanderstöcker und den Regenschirm außen angebracht habe. Das dauert somit zwar etwas länger, aber dafür hat alles den Transport gut überstanden. Zufrieden besteige ich den Bus nach Limassol, der zweitgrößten Stadt der Republik Zypern.

Republik Zypern? Ja, denn die drittgrößte Insel im Mittelmeer ist seit einem kurzen Bürgerkrieg 1974 geteilt. Und zwar in die griechischsprachige Republik Zypern auf der Südseite und die türkischsprachige Türkische Republik Nordzypern (kurz TRNZ) auf der Nordseite. Die Hauptstadt Nikosia ist nun ebenfalls zweigeteilt und ihre jeweiligen Teile sind die Hauptstädte der beiden Länder. Eigentlich ist es auch nicht ganz richtig, von zwei Staaten zu sprechen, da die TRNZ nur von der Türkei anerkannt ist. Wer mag, kann bei Wikipedia mehr über den Zypernkonflikt nachlesen. Eine vergleichbare Situation ist uns in Deutschland ja auch mehr als nur bekannt.

Diese Gedanken begleiten mich auf meiner Reise nach Limassol. Dort wohnen Freunde von mir, die ich als erstes besuchen möchte. Sie holen mich auch von der Haltestelle ab und wir verbringen den Rest des Tages damit, uns gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen. Nach meinen Optionen für die nächsten Tage gefragt, breiten sie einen ganzen Blumenstrauß von Möglichkeiten vor mir aus. Ich entscheide mich für eine dreitägige Wanderung auf der Akamas-Halbinsel, die sich ganz im Nordwesten von Zypern befindet. Bei meinen Recherchen zu Hause sah sie auch nach einem lohnenswerten Ziel aus.

Am nächsten Morgen heißt es daher wieder Bus fahren. Zuerst nach Pafos etwas westlich von Limassol und von dort nach Poli Crysochous. Dort angekommen und aus dem Bus gestiegen, bewahrheitet sich, was ich gestern und heute morgen schon befürchtet habe: Es ist heiß! Ich schätze die Temperatur auf mindestens 30 Grad Celsius. Und das im Oktober!

Eigentlich gar nicht mein Wetter, bietet sich so aber eine gute Gelegenheit, einen neuen Ausrüstungsgegenstand auszuprobieren: Meinen Regenschirm, der natürlich auch als Sonnenschirm genutzt werden kann und von mir auch extra dafür mitgenommen wurde. Und ich kann schon nach wenigen Metern sagen, dass die Idee voll aufgeht! Zumindest für mich, denn die anderen Menschen auf der Straße sehen mich verwundert oder belustigt an. Jedenfalls bin ich jetzt überdeutlich als Tourist zu erkennen, denn natürlich bin ich der einzige, der hier so rumläuft. Was übrigens auch daran liegt, dass auf Zypern niemand läuft, wenn es sich vermeiden läßt. Das Auto ist das Mittel der Wahl.

Für mich geht es nun aber am Strand entlang. Einige wenige Urlauber grillen sich dort noch, denn die Hauptsaison ist schon vorbei. Und so geht es relativ ruhig und ereignislos voran auf meinem Weg zum äußersten nordwestlichen Zipfel der Insel. Immer entlang des azurblauen Meeres, auf dem sich kleinere Wellen kräuseln. Leider führt der schöne Strandweg nur bis Latchi Beach. Ab dort ist dann Straße laufen angesagt.

Als Belohnung dafür wartet aber das „Bad der Aphrodite“ auf mich. Das ist eine kleine Grotte, wo sich Aphrodite der Sage nach mit Adonis vergnügte. Überhaupt ist Aphrodite eine Art Nationalheilige von Zypern. Man sagt, es sei „ihre“ Insel. Ihr Bad allerdings ist zwar hübsch anzusehen (und die Luft dort angenehm kühl), aber auch nicht übermäßig spektakulär.

Denke ich zumindest zuerst. Als ich jedoch anschließend weiter auf die Akamas-Halbinsel vordringe, kann ich die Faszination der früheren Bewohner der Insel für das Rinnsal besser verstehen. Denn es gibt so gut wie keine Wasserläufe auf der Halbinsel, was das Bad der Aphrodite dann wiederum doch zu etwas sehr besonderem macht.

Mein weiterer Weg ist also recht trocken und entsprechend staubig, denn nun hört der Asphalt auf und es geht auf unbefestigten Straßen weiter. Letztlich bis an den äußersten Zipfel der Insel, wo ich auf einen tollen Sonnenuntergang hoffe. Die Wolken haben etwas dagegen, so dass die Sonne die letzten Meter hinter einem Wolkenband zurücklegt, bevor sie im Meer versinkt. Die Stimmung und das Licht sind trotzdem toll und so kuschel ich mich zufrieden in meinen Schlafsack.

Der nächste Tag stellt mich dann vor ein Problem. Mein Ziel ist die Region um Lara Beach an der Westküste von Zypern. Doch bis dort sind es ca. 29 km zu wandern. Eigentlich kein Problem, wenn die Hitze nicht wäre. Doch die Alternativen sind auch nicht attraktiver und so laufe ich los.

Laut Aussage in den Werbeprospekten von der Region soll die Akamas-Halbinsel zu einem der wichtigsten Biosphärenschutzgebieten in Europa zählen. Vermutlich blüht hier im Frühjahr auch alles, doch jetzt ist „Herbst“ und alles ist trocken und staubig. Und so ist die Wanderung auch etwas trostlos. Sie führt zuerst durch offenes Gelände, das von kleinen Büschen dominiert wird. Anschließend geht es recht angenehm durch Nadelwald, wobei der Weg leider auch wieder über staubige, unbefestigte Straßen führt. Letztlich folgt der beste Teil: Durch eine offene Kulturlandschaft mit weiten Blicken in alle Richtungen. Dann geht es einen langen Abstieg hinab zum Strand.

Dort angekommen bin ich ziemlich alle. Nach zwei Monaten Wanderpause waren 29 km an Tag zwei vielleicht doch etwas viel. Langsam wird es auch dunkel. Und so bestaune ich am Turtle-Beach zwar keine Schildkröten, dafür aber einen schönen Sonnenuntergang. Und habe Glück. Zwei italienische Pärchen, die mich mit ihrem Auto bereits in den Bergen überholt hatten, sind auch vor Ort und bieten mir von sich aus eine Mitfahrgelegenheit an. Und so rumpeln wir zu fünft über die Schlaglochpiste Richtung Agios Georgios.

In diesem kleinen Örtchen gönne ich mir ein Hotelzimmer. Wie sich herausstellt, hat das Hotel sogar einen Pool, den ich bequem von meinem ebenerdigen Zimmer erreichen kann. Und so liege ich unter Sternen in einer lauen Sommernacht auf meiner Poolliege und verspeise mein Abendessen. Vielleicht sind diese All-inclusive Hotelurlaube doch gar nicht so schlecht? Lächelnd verwerfe ich den Gedanken schnell, als ich mir das Ganze länger als einen Tag vorstelle.

Ich scheine auch der einzige Gast zu sein, denn beim handservierten Frühstück am nächsten Tag bin ich ganz alleine. Danach noch ein paar Runden im Pool und weiter geht es mit der Wanderung.

Heute steht die Avakas-Schlucht auf dem Programm. Ohne Zweifel das absolute Highlight für mich auf Zypern bisher! Die Schlucht ist einfach zu erreichen und gerade zu Beginn sehr spektakulär. Steile Felswände ragen kaum zwei Meter von einander entfernt in den Himmel und erzeugen so eine erstaunliche Lichtstimmung.

Leider ist dieser Abschnitt nur ca. 150 Meter lang. Danach öffnet sich die Schlucht etwas weiter und ich folge dem kleinen Pfad weiter hinauf. Dieser führt mich über Stock und Stein letztlich raus aus der Schlucht. Oben ist es sofort unbarmherzig heiß, zumindest verglichen mit der kühlen Schlucht. Klarer Fall für meinen Sonnenschirm!

Anschließend geht es wieder die bekannten Staubstraßen entlang. Ich campe etwas außerhalb von Skoulli, von wo aus mich am nächsten Morgen ein kleiner Minibus wieder zurück nach Pafos bringt. Von dort geht es zurück nach Limassol, wo ich die Gelegenheit zur Dusche und die Waschmaschine nicht auslasse. Ein erfreuliches Ende für meinen anstrengenden, aber auch schönen Ausflug in den äußersten Nordwesten Zyperns.

4 Responses

  1. Pillow
    | Antworten

    Liebes milkmonsta,

    ein schöner Einblick von deiner Ankunft und ersten Tour auf Zypern. Erinnert ein wenig an unsere Wanderung in der Türkei. Vor allem die Temperaturen! Da hattest du dir deinen Ein-Tages-All-inclusive-Hotelurlaub auch verdient. Ich meine: „Bessa so wie jar nich“, oder?

    Liebe Grüße, Pillow

    • Robert
      | Antworten

      Hallo Pillow,

      Zypern hat mich wirklich stark an unsere Wanderung auf dem Lykischen Pfad in der Türkei erinnert! Sowohl von den Temperaturen her, als auch von der Fauna. Ich bin allerdings froh, dass ich heute nicht mehr das gleiche Rucksackgewicht mit mir rumtrage.

  2. Mary Ellen Morris
    | Antworten

    Hi Robert,
    Beautiful pictures of Cyprus – thanks! Ater the AT I’m curious about what you’re carrying to eat on your longer hikes, you ‚re probably sick of the „AT diet“ ;-) and now carry a different variety of food supplies! I guess since you don’t have a firm schedule you can eat in towns a lot more often :-) !! Also since it’s so dry, is it hard to find water, or do you just carry it with you?

    The gorge pictures are great – reminds me of the slot canyons in Escalante, Utah!
    The umbrella is a great idea – keep cool!
    Love, Mary Ellen

    • Robert
      | Antworten

      Hi Mary-Ellen,

      Honestly, I will stick to the „AT-diet“. I know what I am getting and I can calculate properly. However, maybe I start to experiment more in the future. I carried all the water. Very heavy!

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