Einfahrt in den Hjørundfjord
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Per Hurtigruten-Schiff an Norwegens Küste entlang – Teil 1

gepostet in Geschichten, Skandinavien 1

Norwegens Küste mit seiner schroffen, und doch so erhabenen Schönheit hatte uns seit unserem ersten Urlaub dort gefangen. Schon lange war es daher unser Traum, einmal mit dem Hurtigruten-Schiff seine gesamte Länge zu erkunden. Im September 2017 war es dann endlich soweit. Insgesamt 13 Tage ging es von Bergen im Süden Norwegens nach Kirkenes ganz im Norden und zurück nach Trondheim. Zwischendurch legten wir für zwei Tage noch einen Zwischenstopp auf den Lofoten ein. Alles in allem also eine Frischluftgeschichte, die sich aufgrund des Transportmittels Schiff und der eher geringen eigenen Aktivität von den anderen hier auf dem Blog unterscheidet. Doch trotzdem äußerst erzählenswert. Und die Geschichte geht so …

Früh am Morgen und bei bestem Wetter warten wir auf den ICE nach Kiel. Wir haben uns für An- und Abreise gegen das Flugzeug entschieden und wählen stattdessen eine Kombination aus Fähre und Zug. Der ICE bringt uns entspannt und pünktlich nach Kiel, wo es vom Bahnhof nur wenige Meter bis zum Norwegenkai sind. Dort wartet schon die imposante Color Fantasy der Colorline auf uns, um uns über Nacht nach Oslo zu schippern. Das Schiff kann fast schon als schwimmende Stadt bezeichnet werden, so groß ist es. Wir verfolgen die Ausfahrt aus dem Kieler Hafen an Deck und hören dem Kreischen der Möwen zu. Es scheint ein wenig, als wünschen sie uns gute Reise.

Und die haben wir auch. Ganz gemütlich ohne größeren Seegang und bei schönstem Sonnenschein zieht erst deutsche, später dänische und ab dem frühen Morgen dann norwegische Landschaft an uns vorbei. Oslo begrüßt uns zwar mit bedecktem Himmel, aber immerhin trocken. Die ca. 2,5 km bis zum Hauptbahnhof laufen wir durch die morgendliche Stadt. Da wir dabei an der wirklichen schönen Oper der norwegischen Hauptstadt vorbeikommen und noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Zuges haben, legen wir einen kurzen Besichtigungsstopp ein. Vom Dach der Oper hat man einen wirklich schönen Blick über die schön gelegene Stadt und ihren Fjord!

Dann ist es aber doch Zeit für den Zug nach Bergen. Die Zugfahrt von Oslo nach Bergen wird häufig als eine der schönsten des Landes beschrieben. Zieht nahe Oslo zuerst eher landwirtschaftlich geprägtes Gebiet an uns vorbei, so wird die Landschaft bald immer wilder. Höhepunkt der Reise ist sicher die Durchquerung der Hardangervidda, der größten Hochebene Europas. Die vielen ein- und aussteigenden Fahrgäste in Finse machen deutlich, dass es wahrlich ein Mekka für Outdoorfans ist. Doch auch der Rest der Fahrt kann sich wie gesagt sehen lassen. Herrliche Bergpanoramen, kleine Örtchen und einige Passagen durch schon leicht bunt gefärbten Laubwald ziehen an uns vorbei. Wenn wir uns nicht gerade in einem der vielen Tunnel befinden.

In Bergen angekommen, ist es auch nur etwas mehr als ein Kilometer, bis wir vor dem Kai der Hurtigruten Postschiffe stehen. Diese ehrwürdige Linie verkehrt nun schon seit weit mehr als 100 Jahren entlang der norwegischen Küste und wurde vom Lonely Planet als „schönste Seereise der Welt“ bezeichnet. Stand zu Beginn hauptsächlich der Warentransport im Vordergrund, so wurden die Schiffe recht schnell auch touristisch genutzt. Heute scheinen die Waren nur noch ein Zusatzgeschäft zu sein und die Touristenbeförderung die eigentliche Haupteinnahmequelle.

Für die nächsten Tage wird nun also die MS Finnmarken (jetzt MS Otto Sverdrup) unser schwimmendes Zuhause. Die Kabinen sind schnell bezogen und so genießen wir das Ablegen aus Bergen vom Fenster des Restaurants aus. Im Licht der Dämmerung verschwinden die Lichter der Stadt langsam hinter uns. Wir schauen ihnen nach und freuen uns auf die vor uns liegenden Tage.

Die See ist glücklicherweise nicht nur jetzt erfreulich ruhig, sondern wird das auch während der gesamten Reise sein. Doch nicht nur das Meer zeigt sich von seiner besten Seite, auch die Sonne spielt mit – wir haben fast ausschließlich blauen Himmel und Sonnenschein. Und dann auch noch das äußerst reichhaltige und gute Essen an Bord, sehr nettes Personal und entspannte Mitreisende – was will man mehr?

Tag zwei auf dem Schiff stellt gleich einen Höhepunkt dar, denn das Schiff nimmt nach einem kurzen morgendlichen Stopp in Ålesund einen Umweg über den Hjørundfjord. In der Sommersaison fahren die Schiffe in den extrem bekannten, aber auch extrem überlaufenen Geirangerfjord, doch im Herbst geht es stattdessen in den Hjørundfjord. Auch dieser ist wirklich sehr schön und ermöglicht nahe Urke auch einen kleinen Landgang. Dass man dafür auf ein Beiboot umsteigen muss, das einen dann an Land bringt, hat im Rahmen dieser Reise fast schon abenteuerlichen Charakter. Denn die Mehrzahl der Reisenden an Bord sind Touristen (auch überwiegend aus Deutschland), deren Durchschnittsalter geschätzt deutlich über 60 Jahre liegt.

Am Abend nutzen wir die Liegezeit des Schiffes in Ålesund für einen kleinen Landgang durch die Stadt, die vor allem für ihre Jugendstilarchitektur bekannt ist. Generell halten die Schiffe in den meisten der 35 angelaufenen Häfen nur kurz (15-30 Minuten), doch in den größeren Städten sind es dann auch mal zwei bis drei Stunden, so dass genügend Zeit für eine überblicksartige Erkundung bleibt. Natürlich werden dafür auch kostenpflichtige Touren angeboten, doch die Preise bewegen sich dafür in solch schwindelerregenden Höhen, dass wir darauf verzichten. So schlendern wir auf eigene Faust durch die Gassen und gönnen uns dabei ein Softeis, das wir mit so vielen Skandinavienurlauben verbinden.

Ebenfalls nicht verzichten wollen wir auf eine Erkundung von Trondheim am nächsten Tag. Schon die Einfahrt unter strahlend blauem Himmel kündigt einen schönen Tag an und daher machen machen wir uns nach dem Frühstück per Fuß auf den Weg in die Stadt. Zielgerichtet steuern wir die beiden Hauptattraktionen der ehemaligen Hauptstadt Norwegens an – die alte Stadtbrücke („Gamle Bybro“) und den mächtigen Nidarosdom. Vor allem letzterer beeindruckt uns so stark, dass wir ihn auch von innen ausgiebig besichtigen. Da zeitgleich auch eine Führung für Schulkinder durchgeführt wird und der Organist scheinbar zu Scherzen aufgelegt ist, tönt plötzlich die bekannte Star Wars Titelmelodie aus der Orgel. So etwas hört man auch nicht alle Tage! Schmunzelnd verlassen wir die große Kirche und laufen langsam wieder Richtung MS Finnmarken, mit der wir kurz darauf unsere Reise Richtung Norden fortsetzen werden.

  1. Basisstation
    | Antworten

    Super Geschichte! Bestens erzählt, so dass wir schon wieder in Urlaubsstimmung sind. Freuen uns schon auf die Fortsetzung.

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